Kiev nach einer russischen Attacke am 7. Februar 2024. (Bild: Dsns.gov.ua, CC BY 4.0 via Wikimedia Commons)

Weltkirche

Zwei Jahre nach dem Über­fall Russ­lands auf die Ukraine: Auch die Schweiz steht in der Verantwortung

Der zweite Jah­res­tag des ruch­lo­sen Über­falls Russ­lands auf die Ukraine hat in der Schweiz ein über­aus gros­ses Medi­en­echo aus­ge­löst. Stellt sich die Frage, wie es in der Schweiz um die Soli­da­ri­tät mit dem leid­ge­prüf­ten ukrai­ni­schen Volk bestellt ist und was der Ukraine auf dem Weg zu einem dau­er­haf­ten Frie­den in Frei­heit am meis­ten hilft. Naza­rij Zatorsky, Bischöf­li­cher Beauf­trag­ter für die Ukrai­ner in der Schweiz, nimmt dazu in einem Inter­view mit «swiss​-cath​.ch» Stellung.

Vergangenen Montag, den 26. Februar 2024, wurde bekannt, dass in Kiew der Seligsprechungsprozess von Lubomyr Husar, dem ehemaligen Oberhaupt der mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche, eröffnet wurde. Der 1933 in Lemberg geborene Lubomyr Husar war 1944 mit seinen Eltern nach Österreich und anschliessend in die USA geflohen. Nach Studien an der Katholischen Universität in Washington wurde er zum Priester geweiht und setzte seine Studien in Rom fort. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kehrte er in seine Heimat zurück, wo er 2001 zum Oberhaupt der mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche gewählt wurde. Noch im gleichen Jahr ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Kardinal. Der in der Ukraine weit über den Kreis der Gläubigen hinaus hohes Ansehen geniessende Lubomyr Husar verstarb am 31. Mai 2017 und wurde in der Kathedrale von Kiew beigesetzt. Die Eröffnung des Seligsprechungsprozesses kommt gerade zur rechten Zeit. Sie gibt den Angehörigen der griechisch-katholischen Kirche eine besondere Zuversicht und Kraft, die kommenden gewaltigen Herausforderungen durchzustehen.

Seit dem brutalen Überfall Russland auf die Ukraine sind bereits zwei Jahre vergangen. Was geht in Ihnen als Seelsorger der Ukrainer in der Schweiz heute vor, wenn Sie an dieses Ereignis denken?
Nazarij Zatorsky: Es sind gemischte Gefühle: Einerseits tiefe Trauer um die vielen Opfer, andererseits aber Stolz für mein Volk, das schon seit zwei Jahren tapfer durchhält und weiterkämpft, obwohl ausnahmslos alle westlichen Experten uns damals abgeschrieben und uns nur ein paar Tage gegeben haben. Erstaunlicherweise machen sie heute dasselbe: Prophezeien den baldigen Zusammenbruch der Ukraine und den Sieg Russlands. Wir sind schon langsam müde davon, so oft zusammenzubrechen, wie diese «Propheten» es voraussagen.

Der Schweizer Moritz Stamm ist vor Jahren in die Ukraine ausgewandert und bewirtschaftet einen grossen Landwirtschaftsbetrieb. Die Stimmung in der Ukraine fasst er wie folgt zusammen: «In der Ukraine weint man im Stillen.» Wie repräsentativ ist diese Einschätzung? Wie schätzen Sie die vorherrschende Stimmung in Ihrem Heimatland ein?
Ja, man weint im Stillen. Das heisst, diejenige, die jemand verloren haben, trauern offen um ihre Nächsten, aber ansonsten herrscht die Meinung, dass wir unsere Opfer öffentlich erst nach dem Sieg beweinen werden, jetzt muss man stark bleiben und weitermachen.

In den Schweizer Medien ist das Echo auf den zweiten Jahrestag des russischen Aggressionskrieges gross. Wie steht es mit der realen Solidarität der Schweiz? Öfters sind Stimmen zu hören, dass die Hilfsbereitschaft in letzter Zeit nachgelassen habe. Wie sehen Sie das?
Ich sehe das genauso: Es werden Budgets für die Ukrainische Seelsorge und andere Projekte gekürzt, obwohl der Krieg noch nicht vorbei ist und die Flüchtlinge immer noch da sind. Auch auf dem Niveau der Symbole nimmt die Unterstützung ab: Es werden beispielsweise die ukrainischen Flaggen abgenommen wie in Zürich.

Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, ist der Auffassung, dass man sich angesichts des russischen Überfalls nicht neutral verhalten könne, laufe dieser doch auf die Auslöschung der Freiheit und Souveränität der Ukraine hinaus. Er kritisiert v. a., dass die Schweiz nicht konsequent genug die Sanktionen gegen Russland durchsetzt, ja sogar weiter Handel mit Russland treibt. Stimmen Sie dieser Einschätzung zu?
Ich stimme darin zu, dass die breite Bevölkerung im Westen bis jetzt nicht verstanden hat, worum es in diesem Angriffskrieg geht: Es ist ein Beispielkrieg einer Diktatur gegen eine Demokratie. Und vom Ausgang dieses Krieges hängt die zukünftige Entwicklung zahlreicher Länder ab, die jetzt zuschauen und analysieren, welches System in so einer Krisensituation wie ein Krieg besser funktioniert. Es sind zahlreiche Länder in Afrika, Lateinamerika und Asien, die ganz genau hinschauen. Und wenn man im Europa meint, gegen den Wechsel von der Demokratie zur Diktatur gut geimpft und sicher zu sein, soll man auf Ungarn oder die Türkei schauen und es sich nochmals überlegen. Auch die Diktatoren weltweit gucken genau hin, wie der Westen reagiert, welche Sanktionen verhängt werden, wie hart ihre Nichteinhaltung bestraft wird und ob man mit einem Angriffskrieg durchkommen kann. Der Versuch der Annexion von Guyana durch Venezuela war die erste direkte Folge der uneinheitlichen, zögernden und inkonsequenten Reaktion des Westens auf die Krimannexion und den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine.
 


Die Schweiz hat angekündigt, noch im Sommer dieses Jahres eine Friedenskonferenz durchzuführen, um den Krieg zu beenden. Wie realistisch ist dieser Plan?
Warum jetzt, warum nicht gleich im Februar 2022? Alle waren doch schon damals überzeugt, dass die Ukraine nicht standhält. Die beste Antwort auf diese Frage gibt Russland, in dessen Budget 2024 die Ausgaben für den Krieg im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht wurden. Sieht das nach einer Verhandlungsbereitschaft seitens des Aggressors aus? Für mich nicht, eher im Gegenteil. Aber ich bin zu 100 % davon überzeugt, dass Russland diese und alle ähnlichen Konferenzen mit allen möglichen Mitteln unterstützen und sich friedfertig zeigen wird. Die Taktik dahinter ist simpel: die Ukraine als den aggressiven und unfriedfertigen Kontrahenten vorzuführen. Und falls man die Verhandlungen doch aufnimmt, die Zeit bis zur Wiederwahl Trumps hinauszuzögern, um dann wieder mit erneuten Kräften zuzuschlagen. Trump ist der wichtigste Hoffnungsträger und Trumpf Russlands: Schon jetzt ist es allein ihm zu verdanken, dass die amerikanische Hilfe für die Ukraine seitens des Kongresses nicht gutgeheissen wurde und die Waffen- und Munitionslieferungen gestoppt wurden. Trump allein verdanken die Russen die Einnahme von Avdijivka und anderer Ortschaften. Daher sind die friedfertigen Ankündigungen Russlands nur eine Maske, nur leere Worte. Seine Taten, vor allem die verdreifachten Ausgaben für den Krieg im Budget 2024 zeugen von seiner tatsächlichen Intentionen.

Der Papst hat wiederholt mit unbedarften, ignoranten Äusserungen die ukrainische Bevölkerung und insbesondere die mit Rom verbundene griechisch-katholische Kirche vor den Kopf gestossen, ja geradezu entsetzt. So, als er jungen russischen Katholiken Zar Peter den Grossen und Zarin Katherina II. als Vorbilder hinstellte, obwohl diese Millionen von Ukrainern in die Leibeigenschaft zwangen und russifizierten. Sie selbst haben davon gesprochen, dass sich die Ukrainer in der Schweiz nicht nur im Stich gelassen, sondern geradezu hintergangen fühlten. Hat sich inzwischen an der kapitalen Fehleinschätzung der Politik des Vatikans bzw. des Papstes etwas geändert?
Das kann ich leider nicht erkennen. Ich sehe in der Position des Papstes und des Vatikans dieselbe Haltung, die wir seit zwei Jahren sehen und die man als Bothsidismus bezeichnet – eine Haltung, die Opfer und Täter gleichstellt. Die unverschuldeten Leiden der Opfer werden mit den selbst verschuldeten Leiden der Täter, die sie als Folgen ihres freiwilligen Tuns tragen müssen, gleichgesetzt. Ich vermute dahinter die Auswüchse des sogenannten «politischen Ökumenismus»: Man will (trotz einiger Äusserungen des Papstes) weiterhin die Kontakte zur Russischen Orthodoxen Kirche aufrechterhalten, in der man den wichtigsten oder einen der wichtigsten Partner auf der Seite der Orthodoxie sieht. Dass Russland gar nicht so orthodox und gläubig ist, wie das Moskauer Patriarchat dies oft gerne behauptet, ist dabei den westlichen Religionsexperten nicht klar. Hier liegen sie genauso falsch wie die Militärexperten am Anfang des Jahres 2022 bei der Einschätzung der russischen Armee als der zweit- oder drittstärksten Armee der Welt. Nun, es hat sich gezeigt, dass sie tatsächlich die zweitstärkste Armee ist, aber nicht weltweit, sondern in der Ukraine: Die ukrainische Armee ist die stärkste und die russische die zweitstärkste. Dasselbe betrifft die Russische Orthodoxe Kirche: Die meisten praktizierenden Gläubigen leben nicht in Russland, sondern in der Ukraine, darum bedeutet für die Russische Orthodoxe Kirche der Verlust der Ukraine den Verlust von mehr als der Hälfte ihrer Gläubigen, ihrer Einkommen und ihres Einflusses.

Wie kann die Schweiz der Ukraine am wirkungsvollsten helfen? Welches ist Ihr grösster Wunsch für die Zukunft der Ukraine?
Am besten hilft die Schweiz durch die Unterstützung der Sanktionen, die gegen Russland verhängt wurden, und durch die Munitionslieferungen. Die Neutralität der Schweiz ist dabei kein Hindernis. Denn es geht hier nicht um einen Krieg zwischen den Imperien, wo man keiner der Seiten helfen wollte (wie es in früheren Zeiten der Fall war, als man die Neutralität der Schweiz ausrief). Es geht hier, wie gesagt, um den Krieg zwischen der Diktatur als Modell und der Demokratie als Modell. Wenn die Schweiz sich als Teil der demokratischen Welt versteht, muss sie die Seite wählen und entsprechend handeln, und nicht, wie es vorher war, mit den Diktatoren aller Arten und Länder weiterhin Geschäfte machen und Gewinn aus dem Blutgeld erzielen.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

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Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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    Martin Meier-Schnüriger 02.03.2024 um 14:00
    Mit grosser Bestürzung stelle ich wieder und wieder fest, wie sehr sich gläubige und kirchentreue Katholiken vor den Karren der Kreml-Propaganda spannen lassen. Die Tatsache, dass wir im Westen mit der widergöttlichen Woke- und Genderideologie leben müssen, darf uns doch nicht in die Arme eines blindwütigen Diktators treiben, der zwar vorgibt, die "Dekadenz" des Westens zu bekämpfen, in Tat und Wahrheit aber nur um seine Macht besorgt ist.
    Halten wir fest: 1991 löste sich die Sowjetunion auf, aus den Sowjetrepubliken wurden unabhängige Staaten, deren Grenzen völkerrechtlich anerkannt wurden, auch von Russland. Der Überfall auf die Krim 2014 und den Donbas durch die russische Armee lässt sich durch nichts rechtfertigen, der offene Krieg gegen die Ukraine ab 2022 erst recht nicht. Die angebliche Anzettelung der Maidanproteste durch den CIA ist ebenso eine Erfindung der Propagandaabteilung im Kreml wie die Unterdrückung der russischsprachigen Bevölkerung der Ostukraine durch Kiew. Niemand hat Putin in diesen Krieg gezwungen.
    Und wen die brutale Kriegsführung Russlands gegen die Ukraine nicht beeindruckt, sollte wenigstens angesichts der Unterdrückung des eigenen Volkes durch das Putinregime ins Nachdenken kommen. Jede Opposition wird dort mundtot gemacht. Wie weit die Repression reicht, haben wir eben erst anhand des mysteriösen Todes von Alexej Nawalny gesehen. Das von Putin erträumte Grossrussland von Dublin bis Wladiwostok wäre zwar vielleicht gender- und wokefrei, aber nichts desto trotz ein Reich des Schreckens. Dass auch die Ukraine kein Garten Eden ist, steht ausser Frage - welches Land ist das schon? Aber dies allenfalls zu ändern, steht nur den Ukrainern selbst zu.
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      Daniel Ric 03.03.2024 um 07:45
      Ich teile ebenfalls die Auffassung, dass es falsch ist, in einer Grossmacht wie Russland, die geopolitische Interessen verfolgt, den Retter zu sehen, der die geistige Verwirrung, die momentan in vielen westlichen Ländern vorherrscht, beseitigt. Ebenfalls kann ein Angriffskrieg nie gutgeheissen werden.
      Ein Christ muss einen solchen Krieg ablehnen, das steht für mich ausser Frage. Auf der anderen Seite muss ein Christ jedoch auch die gesunde Lehre beherzigen, dass jedes Menschenleben gleich viel zählt und wir radikal die Wahrheit suchen müssen und uns daher von vielen mit Ideologie beladenen Narrativen verabschieden sollten. Die Diskussion zur Ukraine bewegt sich momentan zwischen Extrempositionen, die massiv schädlich sind. Um es am Beispiel der Revolution auf dem Maidan zu illustrieren: Man muss sicherlich nicht die Auffassung vertreten, dass die CIA hinter der Revolution stand, aber es ist auch falsch zu glauben, dass bei einem Staatsstreich plötzlich alle Menschen hinter den Zielen der Revolutionäre stehen. In unseren Medien wurde vor zehn Jahren völlig unkritisch diese Haltung eingenommen bzw. propagiert, ohne zu hinterfragen, inwiefern es in einem solch grossen Land unterschiedliche Positionen gibt. Man stelle sich vor, in der Schweiz hätte es 20 Jahre nach der Gründung des Bundesstaates einen Staatsstreich in Bern gegeben: Mit einer grossen Wahrscheinlichkeit hätten einige Kantone dabei nicht mitgemacht, da sie die neue Machtkonstellation nicht gutgeheissen hätten. Viele Dinge, die momentan in diesem Krieg geschehen, kann man erklären, ohne auf die Hollywood-Klischees vom bösen Russen und den gerechten und demokratischen Amerikanern und Westeuropäern, mit denen wir im kalten Krieg und darüber hinaus zugemüllt wurden, zurückgreifen zu müssen. Nur schon ein Blick auf die letzten 30 Jahre zeigt, dass sich der Westen genauso wenig um das Völkerrecht kümmert wie andere Länder im Osten. Die Grenzen des Iraks, Afghanistans und Lybiens waren ebenfalls international anerkannt und trotzdem wurden diese Länder brutal überfallen - und ganz bestimmt nicht aus humanitären Gründen, sondern aus reiner Machtpolitik. Als Christen sollten wir versuchen, überall den gleichen Massstab anzuwenden. Und wir sollten den Mut haben, uns für den Frieden einzusetzen. Es ist eine Tragödie, dass die grossen Tagesmedien die Weiterführung des Krieges als einzige Option darstellen, die momentan vorhanden ist. Ich wünschte mir eine Friedensbewegung wie in den 80er Jahren, bei denen wir Katholiken aus der Logik dieses Freund-Feind-Schemas ausbrechen und uns für eine gerechte Welt einsetzen. Klingt vielleicht idealistisch, aber ich sehe keinen anderen Weg. Beten wir daher für den Frieden.
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    Willy Ehrensperger 01.03.2024 um 11:28
    Rs ist schon sehr betrüblich, nun auch hier in den Mainstream eingestimmt zu werden. Nur zur Erinnerung: Russland ist nicht die Sowjetunion, und das Christentum wird in der Ukraine verfolgt!
    Die Ukraine ist eine Kleptokratie, das von einem Regime kontrolliert wird, das auf den Krieg lange hingearbeitet hatte und lange Zeit nicht Müde wurde, jedem, der es hören wollte, zu sagen, dass man die Russen und alles Russische vernichten wolle. Der woke Westen unterstützt dieses Regime mit lauten Parolen daheim im warnen Stübchen, während diese Leute ihre eigenen Landsleute buchstäblich opfern, zwangsrekrutieren etc. Wer in der Ukraibe etwas gegen das Regime sagt, wird sofort weggeräumt.

    Bin sehr enttäuscht, mir die Propaganda von dieser Seite hier anhören zu müssen! Es ist verbrecherisch, einen Krieg zu führen, den man nicht gewinnen kann, das weiss jeder Militär. Haben sie das Gefühl, dass Russland Sewastopol der NATO übergibt und Atom-Waffen mit Flugzeit 5 Minuten sn seiner Grenze toleriert? Denken sie wirklich, dass die Russen sich von den ukrainischen Nationalisten einfach so vertreiben lassen und der Donbas kapituliert? Und wollen auch sie Russland besiegen und vernichten, ganz so wie die Nazis damals und ihre ukrainischen Kollaborateure, die Millionen Russen, Juden, Polen umbrachten?
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      Stefan Fleischer 01.03.2024 um 17:34
      Wie treffend sagt doch Psalm 116
      «In meiner Bestürzung sagte ich: / Die Menschen lügen alle.»
      Die Situation in diesem Konflikt ist beinahe so komplex wie diejenige im nahen Osten. Und der Krieg auf dem Feld der Propaganda genau so heftig. Die Wahrheit ist die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen. Und das Problem entstand lange vor Putin und Selenskyj. Ob die Historiker später einmal Klarheit schaffen werden, wage ich zu bezweifeln. Wir müssen wohl auf das letzte Gericht warten. Wichtig für uns ist es, unbedingt die Neutralität zu wahren. Bitten wir den Heiligen Geist, er möge uns die Klugheit schenken, zu sagen, was zum Frieden dient und zu schweigen, wo wir nur noch mehr ins Feuer schütten würden.
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        Willy Ehrensperger 02.03.2024 um 00:59
        Ich bin auf Ihrer Seite... Also beten wir, dass die Menschen sich besänftigen lassen, obwohl alle nach Rache schreien.

        Was die Schweiz betrifft, so wäre es schön, dass man sich hier nicht in einen rein ideologisch motivierten Kampf involvieren lässt, der aus der Ferne nur konsumiert wird.
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    Daniel Ric 29.02.2024 um 18:01
    Ich glaube, es ist wichtig, hier zwischen einer Verantwortungsethik und einer Gesinnungsethik zu unterscheiden. In den Worten von Pfarrer Zatorsky ist viel Nationalstolz, Leidenschaft für sein Volk und Leid über die aktuelle Situation in der Ukraine herauszuhören. Welcher Christ könnte da nicht mitfühlen? Nur sind wir Menschen auch Vernunftwesen und dadurch in der Lage, uns selbst zu hinterfragen, inwiefern unsere Sichtweise und unsere Emotionen tatsächlich helfen, Probleme zu lösen. Als Priester trägt H.H. Zatorsky eine Verantwortung gegenüber allen Ukrainern. Es gibt sicherlich sehr viele Ukrainer, die aus unterschiedlichen Gründen der Meinung sind, ein sofortiger Friede sei besser als die Weiterführung des Krieges. Die Gründe können unterschiedlich sein und von Angst um das eigene Leben bis zu einem christlichen Pazifismus reichen. Man kann die Zeit nun nicht zurückdrehen und die Toten (hier auf Erden) lebendig machen. Jeder Christ trägt jedoch eine Verantwortung für die Zukunft. Wenn dieser Krieg ohne nationalen Pathos betrachtet wird, dann ist ziemlich klar, dass jede Weiterführung mit Tausenden von weiteren Opfern verbunden sein wird, ohne dass wirklich die realistische Aussicht besteht, den Krieg im Sinne der jetzigen ukrainischen Regierung zu beenden. Betreffend die Aussenpolitik des Papstes und seinen Stellungsnahmen vertrete ich eine andere Meinung als diejenige von H.H. Zatorsky: Auch wenn ich teilweise verstehen kann, dass einige lehramtstreue Katholiken unglücklich sind, wie der Papst in einigen theologischen Fragen eine klare Linie vermissen lässt, so muss allen klar sein, dass jede andere Haltung als diejenige, die der Papst in den beiden jetzigen Kriegen einnimmt, der Kirche massiven Schaden anrichten würde. Wir können stolz sein, dass im 20. und 21. Jahrhundert unsere Päpste sich konsequent für den Frieden eingesetzt haben und dabei keinen eurozentrischen bzw. westlichen Blick, sondern das Wohl aller Völker im Auge hatten. Ich erinnere daran, dass Johannes Paul II. den Irakkrieg 2003, der ja auch nichts anderes als ein brutaler Angriffskrieg war, verurteilte. Ein Papst, der glaubwürdig sein möchte und das Oberhaupt aller Katholiken sein will, kann keine Kriegsrhetorik verwenden, sondern muss sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen.
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    Claudio Tessari 29.02.2024 um 14:30
    Der Widerspruch des Ökumenismus
    Leider ist es so. Man setzt auf falsche Ökumene. War in Serbien das gleiche Problem, man spricht den Seligen Kardinal Stepinac nicht heilig, um die orthodoxen Serben nicht zu verstimmen. Hier das gleiche Spiel. Und dann bringt man ein solch katastrophales Dokument wie FS heraus, welche allen Orthodoxen vor die Nase stösst.
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    Florian 29.02.2024 um 11:19
    Bitte liebes swiss-cath Team nicht auch noch ihrerseits einseitige Berichterstattung...das haben wir schon genug im Mainstream. Der Angriff ist aufs Schärfste zu verurteilen, war aber vom Westen gewollt oder zumindest stark provoziert worden. Es ist das Ziel Chaos und Kriege anzuzetteln, sodass dann der Antichrist "Frieden" bringen kann, wir müssen das Ganze sehen und nicht einfach nur die Ukraine (die Guten) und Russland (die Bösen), sondern die welche im Hintergrund agieren und sich ins Fäustchen lachen weil wir das Gut-Böse Spiel endlos diskutieren und sogar noch meinen mit der Aufgabe der Neutralität oder Waffenlieferungen tragen wir zum Frieden bei...
    Fazit: Uns nicht zu fest ins Detail (in den Krieg) ziehen lassen, sodass wir den Überblick aus biblischer Sicht behalten können, und natürlich beten, beten, beten.
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      Urs 01.03.2024 um 12:20
      Sehr gut auf den Punkt gebracht. Danke Florian.
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    Stefan Fleischer 29.02.2024 um 11:06
    Die Schweizerische Neutralität ist meines Wissens eine inernational anerkannte und damit verpflichtende Haltung. Wie lautet sie genau d.h. verbindlich?
    Sind für bestimmte Situationen Ausnahmen vorgesehen, wenn ja welche?
    Wer kann über solche Ausnahmen bestimmen?