Château de Bussy-Rabutin - Heiliger Franz von Sales, Bischof von Genf (Bild: Benjamin Gavaudo/Wikimedia)

Weltkirche

Franz von Sales – Patron der Schrift­stel­ler und Journalisten

Heute, am 28. Dezem­ber 2022, jährt sich der 400. Todes­tag eines Gros­sen der Kir­chen­ge­schichte: Franz von Sales, Bischof von Genf und Patron der Schrift­stel­ler und Journalisten

Sein zum Adel von Savoyen gehörender Vater hatte für den als erstes von zwölf Kindern geborenen Franz von Sales eine andere Laufbahn vorgesehen: nämlich eine herausragende Position im französischen Königreich. Schon mit zwölf Jahren schickte er seinen erstgeborenen Sohn ans renommierte Collège de Clermont in Paris. Dort beteiligte sich Franz von Sales bald einmal an theologischen Diskussionen und geriet dabei unweigerlich in den Sog der calvinistischen Lehre von der doppelten Prädestination: Gott hat von Ewigkeit her festgelegt, wer zur ewigen Seligkeit und wer zur ewigen Verdammnis bestimmt ist. Franz von Sales fiel in eine existentielle, ihn auch gesundheitlich schwer treffende Krise, glaubte er doch eine Zeit lang, Gott habe ihn zur Verdammnis vorherbestimmt. 1587 wurde ihm in der Kirche Saint-Etienne des Gres die lebensrettende Erkenntnis zu teil: Was immer Gott mit mir vorhat, wird gut, weil Gott die Liebe ist. Fortan sollten sein positives Gottes- und Menschenbild prägend auf seine ganze zukünftige pastorale Tätigkeit einwirken. 1588 wechselte Franz von Sales an die Universität von Padua, wo er sein Studium mit dem Doktor beider Rechte abschloss. Nach einer Wallfahrt zur Muttergottes von Loreto kehrte er nach Hause zurück, wo er den Vater mit seiner Berufung zum Priestertum konfrontierte. Nur schwer konnte dieser die geistliche Berufswahl seines Sohnes akzeptieren.

Flugblatt als neues Medium der Pastoral
Schon bald nach seiner Priesterweihe engagierte sich Franz von Sales für die Wiedereinführung des katholischen Glaubens im calvinistisch gewordenen Teil der Diözese Genf, dem Chablais. Da die Calvinisten dem Volk verboten hatten, seine Predigten zu hören, machte er sich das damals neue Medium des Flugblattes zunutze, um seine Vorstellung vom christlichen Glauben unter die Leute zu bringen. Es war kein Spaziergang, sondern tagtägliche Knochenarbeit, die sich aber als sehr erfolgreich erweisen sollte: Vier Jahre später fand praktisch die ganze Bevölkerung des Chablais zum katholischen Glauben zurück. Seine innovative und wirkmächtige Pastoral in Form von Flugblättern war einer der Gründe, weshalb ihn Papst Pius XI. im Jahre 1923 zum Schutzpatron der Schriftsteller und Journalisten ernannte.

Franz von Sales wird der Satz zugeschrieben:

«Nimm Dir jeden Tag eine Stunde Zeit für die Stille. Ausser wenn Du viel zu tun hast. Dann nimm Dir zwei.»

Ein Leitsatz, der angesichts der von den modernen Informationstechnologien befeuerten Hektik der Gegenwart aktueller nicht sein könnte.

Seine Ernennung zum Bischof hatte sich schon früh abgezeichnet, beeindruckte er doch anlässlich seines Rombesuches Papst Clemens VIII. und das Kardinalskollegium durch eine glänzende Bischofsprüfung, weshalb er 1599 zum Koadjutor der Diözese Genf-Annecy mit dem Recht auf Nachfolge ernannt wurde. 1602 war es so weit: Am 8. Dezember gleichen Jahres wurde er zum Fürstbischof der Diözese Genf geweiht, musste jedoch im nahe gelegenen Annecy residieren, da Genf unter der Herrschaft der Calvinisten stand. Während seiner 20-jährigen Tätigkeit als Bischof stellte er seine ganze Schaffenskraft in den Dienst der Umsetzung der Reformen des Trienter Konzils, der Reform der Klöster und des Klerus. Er besuchte als erster alle 311 Pfarrkirchen seiner Diözese, hielt mehr als 3000 Predigten. Ganz besonders am Herzen lag ihm der Religionsunterricht der Kinder sowie die Erwachsenenbildung. Zu diesem Zweck gründete er zusammen mit Antoine Favre die Académie Florimontane, eine Bildungsinstitution in der Art der Académie Française. Liebenswürdigkeit, Sanftmut und Herzlichkeit waren die Attribute, welche ihm die Zeitgenossen vorbehaltlos attestierten, weshalb er auch als «Gentleman» unter den Heiligen bezeichnet wird. 1609 erschien sein Buch «Anleitung zum frommen Leben», im deutschsprachigen Raum unter dem Titel «Philothea» bekannt. Dieses Buch, in welchem Franz von Sales in praktischen Schritten erklärt, wie Menschen im Beruf und im Alltag ihr Christsein verwirklichen können, wurde zum Bestseller und zählt bis heute zu den Top Ten der christlichen Weltliteratur.

Zum Meilenstein im Leben des Franz von Sales wurde seine Begegnung mit der Baronin und Witwe Franziska von Chantal, welche zu einer einzigartigen geistigen Freundschaft erblühte und gleichsam mit der am 6. Juni 1610 erfolgten Gründung der Ordensgemeinschaft der Schwestern von der Heimsuchung Mariens gekrönt wurde, heute auch Salesianerinnen oder Visitandinnen genannt.

Fruchtbarer «Seitentrieb»
Ein besonders fruchtbarer «Seitentrieb» an dem vom heiligen Franz von Sales gepflanzten Baum der katholischen Reform sind die von Pierre Mermier 1838 als Institut des geweihten Lebens gegründeten «Missionaires de Saint François de Sales», welche vorwiegend in Südindien und Ostafrika eine erfolgreiche missionarische Tätigkeit entfalten. swiss-cath.ch hat mit einem ihrer Vertreter, dem in den Sommermonaten in der Schweiz als Aushilfspriester wirkenden, aus Indien stammenden Pater Johnson Kallidukil ein Interview über seine Biografie und seine Arbeit in Tansania geführt (vgl. swiss-cath.ch «Pater Johnson Kallidukil blickt auf Afrika, Indien und die Schweiz»).

In Freiburg im Üechtland erinnert ein markantes Gebäude in unmittelbarer Nähe zur Universität an die aussergewöhnliche Ausstrahlung des heiligen Franz von Sales. Es trägt den Titel «Salesianum» und wurde 1906 als Theologenkonvikt gegründet. Während Jahrzehnten erfüllte es in vorbildlicher Weise seinen Zweck, Priesteramtskandidaten während ihres Universitätsstudiums eine ganzheitliche, Körper, Geist und Seele umfassende Beheimatung zu bieten. Das Salesianum war so etwas wie eine Kaderschmiede des Schweizer Klerus. Auch zahlreiche Persönlichkeiten aus dem Ausland waren hier während ihres Studiums zu Gast. So die späteren Kardinäle Basil Hume, Vorsitzender der Bischofskonferenz von England und Wales, sowie Franciszek Macharski, Erzbischof von Krakau und Wegbegleiter von Papst Johannes Paul II.

Der am 19. April 1665 heiliggesprochene Franz von Sales wurde am 19. Juli 1877 zum Kirchenlehrer erhoben. Sein Wunsch, die letzten Tage des Lebens mit dem Rosenkranz und der Feder in der Hand fernab der Hektik des Alltags als Eremit verbringen zu können, sollte sich nicht erfüllen. Die rastlose Tätigkeit für das Seelenheil der ihm anvertrauten Gläubigen forderte ihren Tribut. Am 28. Dezember 1622 verstarb Franz von Sales im Alter von erst 55 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Sein Bischofswappen trägt den Wahlspruch: «Non excidet». Eine der Übersetzungen ist auf die Kirche gemünzt und lautet «Sie wird nicht untergehen.» Der Wahlspruch zeugt von der unerschütterlichen, gläubigen Zuversicht dieses grossen Heiligen und soll gerade in einer Zeit, in der das Schiff Petri in stürmische Gewässer geraten ist, zugleich Trost und Vorbild sein.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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