Logo des 53. «Internationalen Eucharistischen Kongresses» in Quito. (Bild: © www.iec2024.ec)

Weltkirche

«Fra­ter­ni­dad para sanar el mundo»

Seit 1881 fand in wech­seln­den Abstän­den ein «Inter­na­tio­na­ler Eucha­ris­ti­scher Kon­gress» statt. Es han­delt sich damit um einen Gross­an­lass der Römisch-​katholischen Kir­che, der rund 100 Jahre älter ist als der deut­lich bekann­tere Welt­ju­gend­tag. Letzte Woche fand die vor­be­rei­tende Voll­ver­samm­lung für die 53. Aus­gabe in Quito (Ecua­dor) statt – in einem Land mit erstaun­li­chem Bezug zur Schweiz.

Vom 12. bis 14. September trafen sich fast 50 Delegierte von 34 Bischofskonferenzen aus allen Kontinenten auf Einladung des «Päpstlichen Komitees für Eucharistische Weltkongresse» und des Primas von Ecuador, Mons. Alfredo José Espinoza Mateus, im bischöflichen Kongresshaus in Quito. Die Mehrheit der Anwesenden waren Bischöfe und Priester, aber auch die delegierten Laien aus Spanien, Taiwan und der Schweiz wurden mit viel Wohlwollen empfangen. Ziel des dreitägigen Anlasses war es, die Delegierten über den anstehenden Kongress zu informieren und ihnen die Gastgeberstadt Quito näher zu bringen. Damit sollte es den verschiedenen Delegationen ermöglicht werden, nächstes Jahr mit einer möglichst grossen Gefolgschaft aus ihren Ländern wiederzukommen.
 


Quito – Gastgeberstadt des Eucharistischen Weltkongresses 2024
Die ecuadorianische Hauptstadt Quito hat kulturell und religiös viel zu bieten. Bekannt ist die sogenannte «Mitad del mundo». Es handelt sich um ein Monument, das die Äquatorlinie markiert, die dem Land Ecuador den Namen gab. Hier ist es möglich, gleichzeitig auf der Süd- und Nordhalbkugel dieser Erde zu stehen. Daneben bietet Quito gleich mehrere prächtige und historisch bedeutende Kirchen im goldlastigen Barockstil ecuadorianischer Prägung. Der südamerikanische Unabhängigkeitskämpfer Simón Bolívar soll gesagt haben, dass Quito das religiöse Zentrum seines Grosskolumbiens sei, das die heutigen Länder Kolumbien, Venezuela, Ecuador, Peru und Panama umfasste. Die hohe Anzahl von Kirchen erinnert tatsächlich ein wenig an ein lateinamerikanisches Rom.
 


Ein Motto, das zum Gastgeberland passt
Das päpstlich approbierte Motto des «Eucharistischen Weltkongresses 2024» lautet «Fraternidad para sanar el mundo» (Geschwisterlichkeit zur Heilung der Welt). Damit wird inhaltlich die ekklesiologische und gesellschaftliche Dimension der Eucharistie in den Vordergrund gestellt. Vor dem Hintergrund der niederschmetternden sozialen Probleme aufgrund von allgegenwärtiger Korruption und tödlichem Drogenhandel in weiten Teilen Südamerikas liegt die Themenwahl nahe. Gerade in Ecuador wurde vor wenigen Wochen ein Präsidentschaftskandidat, Fernando Villavicencio, im Wahlkampf von örtlichen Drogenkartellen ermordet, weil er sich gegen Korruption und mächtige Drogenmafias aussprach. Ganz ohne befreiungstheologische Verirrungen kann die Eucharistie Grundlage für eine gottgewollte Geschwisterlichkeit unter allen Menschen sein, die es vermag, die Verletzungen dieser Welt zu heilen. Dies ist die Hoffnung hinter dem genannten Motto, die im gleichnamigen Basisdokument des Kongresses ausgeführt wird.
 


Kirchliche Verbindungen zwischen der Schweiz und Ecuador
Die Kirche in Ecuador unterscheidet sich stark von den Verhältnissen in der Schweiz. Die Pfarrer sind für ihren Lebensunterhalt auf die direkte Unterstützung ihrer Gläubigen angewiesen und die sozialen Herausforderungen sind enorm. Aber obwohl der religiöse Grundwasserspiegel deutlich höher ist als bei uns, sind längst nicht alle Einheimischen fromme Kirchgänger. Evangelisierung und Werke der Barmherzigkeit sind in Ecuador sehr konkrete Missionen, denen sich die Ortskirche entsprechend der verfügbaren Kreativität und Schaffenskraft so gut wie möglich stellt. Die katholische Spiritualität in Ecuador ist primär marianisch und eucharistisch geprägt. Von grosser Bedeutung sind pfarreiübergreifende Laienbewegungen, die den Gläubigen eine Vertiefung im Glauben ermöglichen und zum Engagement in den jeweiligen Pfarreien motivieren.
 


Mit den Bischöfen Antonio Crameri und Bertram Wick stehen auch zwei Schweizer im höchsten kirchlichen Dienst im Land des Äquators. Die Umstände verlangen von den Bischöfen vieles ab – so fungierte Bischof Bertram auch bereits als Aloe-Vera-Unternehmer mit eigener Linie von Pflegeprodukten («ColoncheLine»), um den Gläubigen eine wirtschaftliche Perspektive zu bieten. Bedeutend ist auch der 2020 verstorbene Schweizer Pater Othmar Stäheli, der von vielen Einheimischen bereits als Heiliger gesehen wird. Padre Othmar gründete an der ecuadorianischen Pazifikküste ein wichtiges Marienheiligtum und die bis heute aktive Laienvereinigung «Santa Maria del Fiat». Mit einem unheimlichen Tatendrang kümmerte er sich um die pastoralen Bedürfnisse der Leute und half beim Aufbau von Schulen und Spitälern. Gleichzeitig stärkte er den katholischen Glauben als beliebter Beichtvater und durch sein vom Gebet geprägten Leben. Sein bis heute spürbares geistliches Vermächtnis basiert auf den Grundpfeilern der Verehrung der Mutter Gottes und der Heiligen sowie der Eucharistie als Zentrum des Glaubenslebens. Die von ihm gegründete Gemeinschaft von Missionarinnen führt sein Werk weiter.
 


Eine Chance für die Neuevangelisierung in der Schweiz
Zum ersten Mal ist der Verein «Anima Una» von der Schweizerischen Bischofskonferenz mit der 53. Ausgabe des «Internationalen Eucharistischen Kongresses» beauftragt, diesen für die Schweiz fruchtbar zu machen. Es handelt sich um eine Plattform für katholische Neuevangelisierung in der Deutschschweiz, die bereits mehrere vielversprechende Bewegungen und Projekte wie Adoray, ARGE Weltjugendtag, Fisherman.FM, das Jüngerschaftsjahr Oasis, VisionFamilie und den jährlichen Impulstag in Einsiedeln umfasst. Wie überall auf der Welt sind auch in der Schweiz viele bedeutende geistliche Aufbrüche eucharistisch ausgerichtet. Unter dem Titel Eucharistia soll nun das eucharistische Feuer in der Schweiz mithilfe der langen Tradition «Internationaler Eucharistischer Kongresse» neu entfacht werden. Ein bisschen ecuadorianische Marien- und Eucharistiefrömmigkeit sowie ein Blick auf die konkrete Einfachheit dieser lateinamerikanischen Ortskirche würde der Schweiz tatsächlich guttun.
 

Informationen zum «Internationaler Eucharistischer Kongress» 2024 in Quito finden sich hier

 


Max Ammann

MLaw utr. iur. & BTheol. Max Ammann studiert gegenwärtig Theologie mit Spezialisierung in Kirchengeschichte an der Universität Freiburg i. Ü. Als Jurist setzt er sich vor allem mit Fragen des Staats- und Religionsverfassungsrechts auseinander.


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Bemerkungen :

  • user
    Stefan Fleischer 22.09.2023 um 12:33
    Mit diesem Motto habe ich ein Problem. Es ist sicher sehr gut gemeint und – wenn es richtig verstanden wird – auch richtig. Doch nach meinem Empfinden ist die Heilige Eucharistie einerseits nicht einfach ein Symbol unserer Gemeinschaft untereinander. Vielmehr ist sie das Unterpfand unserer Gemeinschaft mit Christus. Erst aus dieser Gemeinschaft heraus kann eine wahre Gemeinschaft unter uns Menschen entstehen. Andererseits ist der tiefe Sinn der Eucharistie nicht unser Heil in dieser Welt. Sie ist eines der wichtigsten Hilfen auf unserem Weg zur ewigen Heimat. Je mehr aber wir Menschen diesen Weg gehen, desto mehr verwirklicht sich auch das Heil dieser Welt. «Euch aber muss es zuerst um sein (Gottes) Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.» Oder sehe ich das falsch?