Bild: Alex Shute/Unsplash

Neuevangelisierung

In der Fami­lie Advent feiern

In Waren­häu­sern und Lebens­mit­tel­ge­schäf­ten beginnt Weih­nach­ten schon im Okto­ber, aber Advents­ka­len­der­tür­chen kön­nen erst ab dem 1. Dezem­ber geöff­net wer­den, obwohl der Advent bereits im Novem­ber beginnt: In der Fami­lie Advent zu fei­ern, ist nicht einfach.

Der Advent – angeblich eine Zeit der Besinnung und Ruhe – ist gerade in Familien häufig turbulent. Viele Vereine, Arbeitgeber und auch Schulen führen Weihnachtsfeiern und besondere Veranstaltungen durch. Selbstverständlich will man als Eltern das eigene Kind beim Weihnachtskonzert der Musikschule hören oder durch den Besuch beim Stand der Schule am Weihnachtsmarkt unterstützen. Und natürlich möchte man bei den diversen Weihnachtsfeiern dabei sein … Es fällt auf, dass die meisten dieser Anlässe als «Weihnachts ...» deklariert wird. Der Advent gerät aus dem Blick.

Dieser Artikel möchte einige Impulse geben, wie die Adventszeit in der Familie gestaltet werden kann – als eine Zeit des frohen Wartens auf die Geburt unseres Erlösers Jesus Christus.

Unmittelbar vor Beginn der Adventszeit

Gemeinsam einen Adventskranz basteln. Dabei kann den Kindern erklärt werden, wie der Adventskranz entstanden ist und warum es immer vier Kerzen sind.

Einen eigenen Adventskalender gestalten, der wirklich mit dem ersten Adventssonntag beginnt und nicht erst am 1. Dezember. Hier können in die «Türchen» je nach Interesse der Kinder Kurzgeschichten, Lieder, «Gutscheine» für gemeinsames Guetzlibacken usw. gelegt werden.
Wer keine Zeit oder keine Begabung für das Basteln hat, kann eine längere Advents- oder Weihnachtsgeschichte in entsprechende Abschnitte einteilen und den Kindern jeden Tag einen Teil vorlesen.

Im Advent

Am ersten Adventssonntag den Adventskranz aufstellen und gemeinsam die erste Kerze anzünden. Dazu ein Lied singen oder den ersten Teil der ausgesuchten Advents- resp. Weihnachtsgeschichte erzählen (siehe oben). Wichtig: In einigen Pfarreien gibt es die Möglichkeit, den Adventskranz im Gottesdienst des ersten Adventssonntages segnen zu lassen.

Wer eine Krippe hat, kann diese in der Adventszeit nach und nach aufbauen: Maria und Josef wandern immer näher zur Krippe. Ebenso dürfen sich die drei Könige bereits langsam auf den Weg machen. Die Hirten können einzeln an verschiedenen Tagen aufgestellt werden. Daran denken, dass die heilige Familie erst am Heiligabend zur Krippe kommt – und die Könige erst nach Weihnachten.

Dazu noch zwei Ideen:

  • Jeden Tag einen Strohhalm zur Krippe bringen und dabei alle erzählen lassen, was ihnen an diesem Tag Freude gemacht hat.
  • Jeden Tag einen Stern mit einem Wunsch für die Welt zur Krippe bringen.

Weitere Gestaltungsmöglichkeiten:

  • Das «Türchen» des Adventskalenders jeden Tag gemeinsam öffnen.
  • Als Familie in der (Kinder-)Bibel lesen.
  • Bewusst mehr Zeit füreinander nehmen (Spiele, mit den älteren Kindern Geschenke basteln, gemeinsames Guetzlibacken, bei einem Abendspaziergang die Lichter erleben usw.).
  • In manchen Christbaumanlagen kann man im Voraus «seinen» Baum aussuchen: Als Familie die Anlage besuchen und entweder gemeinsam einen Baum aussuchen oder jedes Jahr ein anderes Familienmitglied.
  • Bewusster christlich leben (jemanden besuchen, helfen usw.).
  • Eltern: Sich eine Zeit für das persönliche Gebet oder die eigene Bibellektüre einplanen.
  • Beichten (Eltern und ältere Kinder).

Das Kirchenjahr bietet auch noch Bräuche, die als Familie gelebt werden können:

4. Dezember – hl. Barbara
Die hl. Barbara wurde um das Jahr 300 vom eigenen Vater als Christin angezeigt und zum Tode verurteilt. Der Legende nach soll sich auf dem Weg ins Gefängnis ein Kirschzweig in ihrem Gewand verfangen haben, den sie ins Wasser stellte und der am Tag ihrer Verurteilung aufblühte. Barbara sah auf den Zweig und sagte: «Du schienst leblos, wie tot. Aber nun bist du erblüht, mitten im Winter zu neuem Leben erwacht. Das wird auch mit mir geschehen. Wenn ich sterbe, werde ich zu neuem Leben erblühen.»

Es ist Brauch, am 4. Dezember einen Kirschzweig – es gehen auch Forsythien- oder Apfelzweige – ins warme Wasser zu stellen. Er braucht einen hellen Standort und alle paar Tage frisches Wasser. Dann wird er am Weihnachtsfest blühen.

Wenn es noch keinen Frost gegeben hat, den Zweig ein paar Stunden ins Gefrierfach legen.

6. Dezember – hl. Nikolaus
Der hl. Nikolaus wurde 270 n. Chr. geboren und war Bischof in Myra. Er war ein sehr wohltätiger Mensch, der vielen Mitmenschen in ihrer Not geholfen hat.
Leider wird der «echte» Nikolaus – an seiner Mitra («Bischofsmütze») erkennbar – an vielen Orten durch den Weihnachtsmann, sprich «Warenhaustrottel», oder den Santa Claus verdrängt.

In Deutschland gibt es einige Geschäfte (auch online), die einen «echten» Nikolaus aus Schokolade anbieten. Warum nicht einen «Gritibänz» in Form eines echten Nikolaus formen und backen? Die Mitra kann z. B. mit Zuckerguss gestaltet oder aus Papier gebastelt werden.

In vielen Pfarreien gibt es einen «Auszug des Nikolaus» («Samichlausauszug»).

Es kann aber auch in der Familie eine kleine Nikolausfeier – vielleicht sogar mit den Grosseltern – gestaltet werden. Ein möglicher Aufbau wäre

  • Ein Adventslied singen
  • Eine Nikolauslegende vorlesen
  • Gespräch über die Legende und was sie uns über den heiligen Nikolaus und über Gott erzählt
  • Fürbitten
  • Gebet

Guter Gott,
du schenkst uns alle guten Gaben.
Daran denken wir am Fest des Heiligen Nikolaus.
Gib uns ein grosses Herz für unsere Mitmenschen.
Gib uns wache Augen und Ohren, damit wir sehen und hören,
wenn andere Menschen in Not sind und unsere Hilfe brauchen.
Hilf uns, damit wir wie Bischof Nikolaus Christus nachfolgen. Amen.

Nikolauslegenden und weiter Informationen zum hl. Niklaus.

Bräuche mit mehreren Familien
Wenn sich mehrere Familien in einem Dorf zusammentun, können weitere Bräuche gepflegt werden:

Jede Familie gestaltet ein Adventsfenster. Dieses wird ab dem entsprechenden Tag jeweils abends beleuchtet. Zur «Einweihung» eines Fensters trifft man sich, um das Kunstwerk zu bestaunen. Wenn die Gastgeber einen Punsch oder heissen Tee dazu anbieten, kann gleichzeitig die Gemeinschaft gepflegt werden und alle Anwesenden kommen so auch zu einer kleinen Verschnaufpause im hektischen Advent.

Ein in Deutschland und Österreich verbreiteter Brauch ist das «Frauentragen» resp. «Herbergsuche»: Eine Statue der Muttergottes oder auch eine Ikone der Muttergottes wird von Haus zu Haus getragen. Dabei widmet sich die Gastfamilie in der Zeit, in der die Muttergottes bei ihnen ist, besonders dem Gebet z. B. dem Freudenreichen Rosenkranz. Die Muttergottes kann einen oder mehrere Tage in einer Familie verweilen, bis sie «weiterzieht».
Dieser Brauch erinnert an die Herbergssuche von Maria und Josef. Schön ist es, wenn am Ende der Reise – am 24. Dezember – die Muttergottes einen Platz in der Kirche findet.

Es gibt eine Fülle an Büchern in der Advent- und Weihnachtszeit. Leider haben die meisten nichts oder nur wenig mit der Weihnachtsbotschaft zu tun. Hier drei Vorschläge:

Mein Weihnachtsschatz von Reinhard Abeln (2021)
Das Buch lädt schon die Kleinsten ein, die Feste der schönsten Zeit im Jahreskreis zu verstehen und zu entdecken. «Nikolaus, komm in unser Haus», «Advent ist eine schöne Zeit», «Jetzt feiern wir Weihnachten», «Stern über Bethlehem» – in all diesen Kapiteln bietet das liebevoll gestaltete Buch kindgerechte Erklärungen, einfühlsam nacherzählte biblische Geschichten, froh machende Lieder und Gebete sowie doppelseitige Farbillustrationen. Ab 2 Jahren.
36 Seiten
ISBN: 978-3-76662-728-5

Die Weihnachtsgeschichte von Reinhard Abeln, mit Illustrationen von Ursula Harper (2019)
Reinhard Abeln erzählt spannend und in kindgerechter, klarer Sprache die Weihnachtsgeschichte für die Jüngsten nach. Die Zeichnungen veranschaulichen zentrale Szenen der bekannten biblischen Geschichte, wie den Besuch des Engels bei Maria, die Reise nach Betlehem und natürlich das Allerwichtigste: Die Geburt Jesu. Lesealter: 4 bis 6 Jahre.
32 Seiten
ISBN:‎ 978-3-74625-486-9

Die Weihnachtsheiligen. Für Kinder erzählt und gemalt von Reinhard Abeln, illustriert von Maren Briswalter (2019)
Reinhard Abeln erzählt Kindern die Geschichten aller 15 Weihnachtsheiligen: Wer sie waren, warum wir sie verehren, wie wir ihre Feste feiern. Martin von Tours, Elisabeth von Thüringen, Barbara, Nikolaus, Luzia, Maria, Josef, Stephanus, Apostel Johannes, Silvester I., Heilige Drei Könige, Simeon und Hanna. Ab 5 Jahren.
72 Seiten
ISBN: 978-3-96157-081-2


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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