Johannes der Täufer zeigt auf Christus. Isenheimer Altar von Matthias Grünewald (ca 1470-1528), Unterlinden Museum in Colmar (F).

Neuevangelisierung

In erwar­tungs­vol­ler Hoffnung

Die­ses Jahr erle­ben wir den kür­zest mög­li­chen Advent: Vom 3. Dezem­ber bis 24. Dezem­ber sind es gerade ein­mal 22 Tage, in denen wir uns auf die Geburt des Got­tes­soh­nes vor­be­rei­ten können.

Das Kirchenjahr endet mit dem Christkönigsfest und beginnt mit dem Warten auf die Ankunft (lat. adventus) des «neugeborenen Königs der Juden» (vgl. Mt 2,2). Vom Christkönigssonntag ausgehend steht zunächst das Warten auf das endzeitliche Kommen des Herrn im Vordergrund, ab dem 17. Dezember – mit Beginn der O-Antiphonen – rückt die Geburt des Gottessohnes stärker in den Blick. Dies drückt sich auch in der Liturgie aus: Zu Beginn des Advents stehen die Schriftlesungen des Propheten Jesaja und über Johannes den Täufer im Vordergrund, ab dem 17. Dezember wird die Vorgeschichte der Geburt Jesu thematisiert.

Gott in unserem Herzen
«In diesem Advent wird uns erneut geschenkt, die Nähe dessen zu erfahren, der die Welt geschaffen hat, der die Geschichte lenkt und der für uns sorgt, bis hin zum Höhepunkt seines Herabsteigens in der Menschwerdung. Gerade dieses grosse und faszinierende Geheimnis des Gott-mit-uns, ja mehr noch des Gottes, der einer von uns wird, feiern wir in den kommenden Wochen, während wir auf Weihnachten zugehen» (Predigt von Papst Benedikt in der ersten Vesper zum ersten Advent 2010)

Gott ist uns nicht fern, sondern ganz nahe: Er ist in unseren Herzen. Auf seine Ankunft zu warten bedeutet, unser Herz für ihn zu bereiten, es von allem zu befreien, was da nicht hingehört, damit er uns immer mehr erfüllen kann. Auf den ursprünglichen Busscharakter des Advents weist heute nur noch die liturgische Farbe Violett hin, doch gehören Besinnung und Vergebung noch immer zur Vorbereitung auf die Menschwerdung Gottes.

Auf dem Weg zum ewigen Vater
Bei Christi erstem Kommen in die Welt trat der Engel Gabriel bei Maria ein und überbrachte ihr die Botschaft Gottes. Obwohl sie nicht wusste, was sie erwartete, sprach die junge Frau ihr überzeugtes «Ja» zum Anruf Gottes.

Christus brachte während seines irdischen Lebens allen Menschen die Frohe Botschaft von unserer Erlösung, vom Reich Gottes, vom himmlischen Jerusalem. In ihm wurde Gottes Liebe und Barmherzigkeit sichtbar. Nach seiner Himmelfahrt hat er uns aufgetragen, die Frohe Botschaft in der ganzen Welt zu verbreiten, damit alle den Weg zum ewigen Vater finden.

Im Gegensatz zu Maria wissen wir, was uns erwartet, wenn Christus vor der Tür unseres Herzens steht und anklopft (vgl. Offb 3,20): «Gott beruft uns zur Gemeinschaft mit ihm, die sich bei der Wiederkunft Christi vollkommen verwirklichen wird [...]. Die Zukunft ist sozusagen schon in der Gegenwart enthalten, besser gesagt in der Gegenwart Gottes und seiner unvergänglichen Liebe, die uns nicht allein lässt, uns keinen Augenblick verlässt» (Benedikt XVI., Predigt in der Vesper zum ersten Advent 2005).

Deshalb ist die Haltung eines Christens immer eine Haltung der Erwartung, eine Haltung des Wachens, eine Haltung der Hoffnung. Dies trifft besonders auf den Advent zu, in welchem wir uns auf das erste Kommen Christi vorbereiten, das bereits das zweite Kommen ankündigt.

«In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken durch unseren Herrn Jesus Christus. Von ihm redet die Botschaft aller Propheten, die jungfräuliche Mutter trug ihn voll Liebe in ihrem Schoss, seine Ankunft verkündete Johannes der Täufer und zeigte auf ihn, der unerkannt mitten unter den Menschen war. Er schenkt uns in diesen Tagen die Freude, uns für das Fest seiner Geburt zu bereiten, damit wir ihn wachend und betend erwarten und bei seinem Kommen mit Liedern des Lobes empfangen. Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln, den Thronen und Mächten und mit all den Scharen des himmlischen Heeres den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit: Heilig …» (Präfation vom Advent II)


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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