An den Hochfesten treffen sich die Pfarreiangehörigen im Bistum Galiläa zum gemütlichen Zusammensein im Pfarreizentrum, wie hier an Weihnachten in der Pfarrei Akko. (Bild: Heiligland-Verein)

Weltkirche

Kar­wo­chen­kol­lekte – Soli­da­ri­tät mit dem Hei­li­gen Land

In der Woche vor Ostern wird in der Schweiz die Kar­wo­chen­kol­lekte für Chris­tin­nen und Chris­ten im Hei­li­gen auf­ge­nom­men. Das Ergeb­nis der Kol­lekte kommt je zur Hälfte der Fran­zis­ka­ner­kus­to­die und dem «Schwei­ze­ri­schen Heiligland-​Verein» zugute.

Dem heiligen Franziskus lag das Heilige Land besonders am Herzen, deshalb sandte er bereits 1217 die ersten Brüder dorthin. Diese wirkten am Heiligen Grab in Jerusalem, am Berg Sion und in Bethlehem, sie kümmerten sich um christliche Pilger und feierten mit ihnen an den Heiligen Stätten die Liturgie. 1342 wurden sie von Papst Klemens VI. zu «Hütern der Heiligen Stätten» (Custodia Terrae Sanctae) ernannt. Dank ihrer ununterbrochenen Präsenz im Heiligen Land sind viele biblische Stätten auch heute noch den christlichen Pilgern zugänglich. Ihre Aufgabe besteht in der Förderung der Kenntnis und Verehrung der Orte der Bibel, der Durchführung von Pilgerfahrten ins Heilige Land und der Unterstützung der sozial-caritativen Aufgaben der Ordensprovinz im Heiligen Land.

Zur Kustodie des Heiligen Landes gehören die Franziskaner mit ihren Klöstern und Einrichtungen in Israel, Jordanien, Libanon, Palästina und Syrien, aber auch auf Zypern und Rhodos sowie ein Kloster in Kairo. Der Kustos gilt im Heiligen Land als eine der wichtigsten christlichen Autoritäten. Zusammen mit dem griechisch-orthodoxen und dem armenisch-apostolischen Patriarchen ist er auch für den «Status Quo» verantwortlich, der das Leben und die Gottesdienste in der Kirche des Heiligen Grabes in Jerusalem sowie in der Basilika der Geburt in Bethlehem regelt.

Die Karwochenkollekte wird für die vielfältigen Aufgaben der Kustodie eingesetzt. Diese betreut 55 christliche Heiligtümer (im Besitze der Franziskaner), betreibt Pilgerhäuser und organisiert Ausgrabungen. Sie leitet Pfarreien und mehrere Terra-Sancta-Schulen und Sozialeinrichtungen. Viele Frauen und Männer sorgen als Angestellte, Praktikanten oder Freiwillige auch in Zeiten wie den aktuellen für einen reibungslosen Betrieb.

Der «Schweizerische Heiligland-Verein» unterstützt mit der Karwochenkollekte mittel- und langfristige Projekte in Ägypten, Irak, Israel, Libanon, Palästina und Syrien in den Bereichen Bildung, Sozialarbeit und sozialpastoraler Arbeit. Zahlreiche Frauen und Männer engagieren sich als Angestellte und durch Freiwilligenarbeit und leisten unter oft schwierigsten Bedingungen einen wertvollen Beitrag für die Bevölkerung vor Ort.

Doch wer ist dieser «Schweizer Heiligland-Verein»?

Aus einer einfachen Idee wurde ein grosses Werk
Schon früh pilgerten Menschen ins Heilige Land, um an den Stätten des Wirkens Jesu zu beten. Die arabische bzw. muslimische Eroberung des Heiligen Landes im 7. Jahrhundert erschwerte die Wallfahrt. Erst im 19. Jahrhundert kam es wieder zu einem Aufschwung der Pilgerfahrten ins Heilige Land. Einer dieser Pilger war Niklaus Bättig, Pfarrer von Vitznau. Im Jahr 1900 las er einen Pilgerbericht aus dem Heiligen Land des Stadtpfarrers von Baden, Albert Karli. Er nahm mit ihm Kontakt auf und fragte, ob er Interesse hätte, mit ihm zusammen einen Schweizer Heilig-Land-Verein zu gründen. Am 28. Oktober 1901 war es so weit: Elf Jerusalempilger  – alles Kleriker – gründeten den «Verein Schweizerischer Jerusalempilger» (ab 1919 «Schweizerischer Heiligland-Verein»). Als Vereinszweck wurde angegeben: Kenntnis des Heiligen Landes, Freundschaft der Jerusalempilger, Abhaltung von Volkswallfahrten, Unterstützung von Priestern, die das Heilige Land studieren wollen, Weckung des Interesses für die katholischen Werke Palästinas und das Gebet für Palästina.

Bereits im September 1903 führte der Verein die erste «Schweizerische Volkswallfahrt ins Heilige Land» mit 515 Pilgerinnen und Pilgern durch, darunter 121 Priester. Der Weg führte über das Mittelmeer nach Jerusalem. Tägliche Messen – bereits ab vier Uhr morgens – gehörten während der dreiwöchigen Reise zum Tagesprogramm. Der Aufenthalt in Jerusalem dauerte nur acht Tage. Die Pilger konnten auf eigene Kosten Tagesausflüge nach Emmaus, Hebron, Jericho oder ans Tote Meer unternehmen.
Die zweite «Schweizerische Heiliglandfahrt» fand 1908 statt. Eine dritte Wallfahrt unterblieb wegen mangelndem Interesse und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Anlässlich seines 25-Jahr-Jubiläums führte der Verein 1925 wieder eine Volkswallfahrt durch; es war die letzte.

Innerhalb von fünf Jahren nach seiner Gründung hatte der Verein bereits 1055 Mitglieder, nur ein Jahr später waren es 2000 und nach 25 Jahren gehörten ihm 8000 Mitglieder an. Während des Zweiten Weltkriegs sanken die Mitgliederzahlen auf unter 6000, stiegen nochmals etwas an und nahmen dann kontinuierlich ab. Beim 100-Jahr-Jubiläum 2001 zählte der Verein 2100 Mitglieder. Heute sind es rund 500 Mitglieder.
 


Vom Pilgerverein zum Unterstützungswerk
Wer selbst nicht an den Wallfahrten teilnehmen konnte, hatte die Möglichkeit, im «Pilgerbrief» ausführliche Reiseberichte zu lesen. Die zwei bis vier jährlichen Ausgaben informierten aber auch über Ereignisse im Heiligen Land. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Berichte auch von Vertretern der Römisch-katholischen oder einer orientalischen Kirche dazu. 1972 wurde der «Pilgerbrief» neu konzipiert und in «Heiliges Land» umbenannt. Der Bibelwissenschaftler Walter Bühlmann übernahm die Leitung und setzte einen starken Akzent auf Orte und Umwelt der Bibel. Heute berichtet die Zeitschrift, die von 1000 Personen und Institutionen bezogen wird, über die aktuellen Hilfsprojekte.

Der Verein leistete der Bevölkerung im Heiligen Land in den beiden Weltkriegen und dann nach der Staatsgründung Israels – durch welche die palästinensischen Christen in Not geraten waren – Hilfe. So verlagerte sich der Schwerpunkt: Das Pilgern trat zugunsten karitativer Werke in den Hintergrund.

Im aktuellen Leitbild des Vereins wird an erster Stelle die Förderung der solidarischen Beziehungen zu den Menschen in den Ursprungsländern des Christentums genannt. Der Verein führt keine eigenen Projekte durch, sondern unterstützt gemeinnützige Projekte von einheimischen christlichen Institutionen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Sozialhilfe vor allem in Israel, Palästina, im Libanon, in Syrien, Ägypten und im Irak. Die dazu erforderlichen Abklärungen nutzt er auch zur Pflege von persönlichen Beziehungen.
Der ursprüngliche Zweck des Vereins ist aber nicht vergessen gegangen: Der Verein «führt Reisen durch, die den Teilnehmenden Begegnungen mit Menschen des Nahen Ostens ermöglichen und so zur Verständigung beitragen; er kann zudem Reisen mit dieser Zielsetzung unterstützen».

Mit seinen Aktivitäten möchte der Schweizer Heiligland-Verein zur «Verbesserung der Lebensbedingungen und Lebenschancen aller Menschen in den Ursprungsländern des Christentums und damit zum Frieden im Nahen Osten beizutragen». Sein Interesse liegt insbesondere an einem friedvollen Zusammenleben der jüdischen, christlichen und muslimischen Menschen in diesen Ländern.

Unterstützung trotz Krieg möglich
Wir fragten bei Andreas Baumeister, Präsident des Heiligland-Vereins, nach, ob die Projekte in Palästina und Israel trotz des aktuellen Krieges wie geplant unterstützt werden können. «Ja, wir können unsere Projekte in Palästina, aber auch in anderen Ländern des Heiligen Landes wie Israel, Libanon, Syrien und Ägypten weiterhin unterstützen. Schwierig ist oft eine reguläre Banküberweisung in diese Länder. Wir können dann auf kirchliche Partner oder Ordensgemeinschaften als Geldboten ausweichen, wo dies möglich ist.»
 

Mehr Informationen unter: https://heiligland.ch/
IBAN CH78 0900 0000 9000 0393 0
Spendenvermerk: Karwochenkollekte


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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