Screenshot www.kirchensteuern-sei-dank.ch

Kirche Schweiz

«Kir­chen­steu­ern sei dank» – Aus­ge­ben, koste es, was es wolle?

Am ver­gan­ge­nen Frei­tag tagte das Par­la­ment der Kan­to­nal­kir­che Schwyz und befasste sich unter ande­rem mit dem Bud­get 2023. Die­ses ent­hielt einen neuen Pos­ten namens «Web­seite ‹kirchensteuern-​sei-​dank›».

Die Idee hinter diesem Webseitenprojekt: Den Steuerzahlerinnen und -zahlern soll aufgezeigt werden, wohin ihr Steuergeld fliesst – sinnvolle Projekte, die überzeugen und die Angesprochenen möglichst motivieren soll, in der Kirche zu bleiben und geduldig weiterzuzahlen. Sicher werden wichtige Aufgaben finanziert, doch nicht alles steht tatsächlich im Dienst der Glaubensverkündigung. Beim Budgetposten des Webseitenprojektes von sage und schreibe Fr. 38 000 handelt es sich um nichts anderes als Imagepflege. Er wurde von einem Parlamentsmitglied in Frage gestellt und die ersatzlose Streichung beantragt. Das Ansinnen scheiterte im Parlament hochkant. Nun wird also für Fr. 38 000 – mit und dank Kirchensteuern – das Webseitenprojekt «kirchensteuern-sei-dank» umgesetzt werden und uns auch in den nächsten Jahren als neuer fixer Budgetposten erhalten bleiben. Ob sich die fröhlich zustimmende Mehrheit dieser Selbstironie bewusst war, muss bezweifelt werden.

Was lernen wir daraus?
Erstens: Möglicherweise gar nichts; es geht einfach weiter wie bisher. Jahr für Jahr wird das Budget der Kantonalkirche Schwyz aufgebläht und der Pro-Kopf-Beitrag der Kirchgemeinden an die Kantonalkirche erhöht.
Zweitens: Gesunder Menschenverstand muss nicht zwingend mehrheitsfähig sein. Aber als gute Demokratinnen und Demokraten nehmen wir die unverständliche Entscheidung des Kantonalkirchenparlamentes ohne Murren zur Kenntnis.

Wie lange kann «kirchensteuern sei dank» strapaziert werden?
Während sich die alljährliche Präsentation des Finanzausgleichs für 2023 mit ihren Erklärungen in die Länge zog, machte sich der Schreibende hinter die Tabelle mit der Entwicklung der Mitgliederzahlen der Katholikinnen und Katholiken im Kanton Schwyz. Da ist alles fein säuberlich von jeder Kirchgemeinde aufgelistet von 2013 bis 2022. In den letzten beiden Jahren gab es erfahrungsgemäss überproportional viele Kirchenaustritte. Exponentinnen und Exponenten des Kantonalkirchenvorstandes gehen den Ursachen nach. Dazu wurden auch schon Referate gehalten, etwa in den Dekanaten. Die Zahlen können natürlich auch verzerrt werden – etwa durch Zuzüger und Migranten katholischen Glaubens.

Der Schreibende hat eine Rangliste erstellt, jeweils mit dem Jahr 2019 als Referenz und die Abnahme bis 2022 in Prozent berechnet. Die fett markierten Kirchgemeinden gehören zu den finanzstarken Kirchgemeinden, die in den Finanzausgleich hineinzahlen und zwar 70 % des Gesamtbetrages. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, wird das Budget der Kantonalkirche Schwyz nur noch mit Ächzen und Stöhnen zusammenkommen. Die verbliebenen geduldigen Steuerzahlerinnen und -zahler werden aufgrund ihrer steigenden Belastung, Webseite «kirchensteuern-sei-dank» hin oder her, zunehmend der Steueroptimierungslust frönen. Wenn das nur gut geht!

Merlischachen         -11.7 %
Wägital                          -8.5 %
Wollerau                      -7.5 %
Alpthal                           -7.3 %
Siebnen                         -6.6 %
Oberiberg                     -6.5 %
Freienbach                  -6.0 %
Schwyz                           -5.4 %
Altendorf                     -5.3 %
Schübelbach                 -5.2 %
Sattel                              -5.1 %
Moorschach-Stoos       -5.0 %
Ingenbohl-Brunnen     -5.0 %

Die restlichen 23 Kirchgemeinden liegen darunter. Rothenthurm (+1.8 %) und Reichenburg (+1.5 %) haben einen leichten Mitgliederzuwachs. Die Mitgliederzahl der Kantonalkirche Schwyz sank von 94 763 (2019) auf 90 810 (2022). Das entspricht einem Mitgliederverlust von 4.17 %.

Link zum Budget 2023 der Kantonalkirche Schwyz

www.kirchensteuern-sei-dank.ch

 


Roland Graf
swiss-cath.ch

E-Mail

Dr. Roland Graf ist Pfarrer in Unteriberg und Studen (SZ). Er hat an der Universität Augsburg in Moraltheologie promoviert und war vor seinem Theologiestudium als Chemiker HTL tätig.


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Bemerkungen :

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    Gabriela Ulrich 24.03.2023 um 10:04

    Ja, nicht alles steht tatsächlich im Dienst der Glaubensverkündigung. Insbesondere die Kirchensteuer in der Kantonsverfassung ist stossend. Denn sie ist gegen den lebendigen, wahren Glauben der katholischen Kirche. Somit insbesondere gegen die Religionsfreiheit.

  • user
    Daniel Ric 24.10.2022 um 19:45
    Die Kampagne "Kirchensteuern-sei-dank" ist mehr als problematisch. Zuerst finde ich es beschämend, dass man hier Gott durch Kirchensteuern ersetzt. Gott sei aller Dank und nicht den Steuern bzw. dem Geld. Zweitens ist es fraglich, inwiefern eine solche Kampagne mit der Verfassung der einzelnen Kantone kompatibel ist. Im Kanton Schwyz wie in vielen anderen Kantonen, in denen die Kirchgemeinden Kirchensteuern erheben dürfen, steht in der Kantonsverfassung, dass die Kirchgemeinden Steuern für kirchliche Zwecke einfordern dürfen. Da jeder Katholik auch nach dem Kirchenrecht verpflichtet ist, die kirchliche Gemeinschaft zu unterstützen, ist diese Regelung konform. Man ist durch Taufe und Glaube Teil der Kirche und unterstützt diese. Durch die Kampagne "Kirchensteuern-sei-dank" wird der Mechanismus jedoch umgedreht. Man stellt nicht den Glauben, sondern die Verwendung der Kirchensteuergelder in den Vordergrund. Der Steuerzahler soll überzeugt werden, dass sein Geld einen gesellschaftlichen Mehrwert bringt. Die Kirche wird daher zu einer reinen NGO ohne spirituelle Dimension. Jeder, der sich die betreffende Webseite der Kampagne anschaut, wird schnell feststellen, dass es sich dabei um eine sehr undurchsichtige NGO handelt, da überhaupt keine finanzelle Transparenz vorherrscht. Ausser der Aussage, dass der Grossteil der Steuern in den Kirchgemeinden bleibt, fehlt jede Substanz. Mit dem gleichen Argument könnte man von allen Bewohnern eines Dorfes 1000 Franken einsammeln und diese dann an 2-3 bereits reiche Familien geben. Auch in diesem Fall bleibt der Grossteil des Geldes im Dorf, was aber nichts darüber aussagt, wie sinnvoll das Geld eingesetzt wurde.