© Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (ACK)

Weltkirche

«Tut Gutes! Sucht das Recht!»

Die Gebets­wo­che für die Ein­heit der Chris­ten 2023 wurde die­ses Jahr vom «Min­ne­sota Coun­cil of Churches» vor­be­rei­tet. Sie beginnt am 18. Januar und endet am 25. Januar (Fest der Bekeh­rung des hei­li­gen Apos­tels Paulus).

Die inhaltlichen Schwerpunkte des «Minnesota Council of Churches» sind aktuell die Eingliederung von Flüchtlingen, die Beziehungen zu anderen Religionen sowie die soziale und Rassengerechtigkeit. So passt der gewählte Vers aus Jesaja sehr gut: «Lernt, Gutes zu tun, sucht das Recht! Schreitet ein gegen den Unterdrücker! Verschafft den Waisen Recht, streitet für die Witwen!» (Jes 1,17).

«Zur Zeit Jesajas galten in Judäa die Reichen als gut und von Gott gesegnet, während man diejenigen, die arm waren und keine Opfergaben darbringen konnten, für böse und von Gott verflucht hielt. Doch Gott verlangt Recht und Gerechtigkeit von uns allen, und zwar zu jeder Zeit und in allen Bereichen des Lebens.» So hält die Vorbereitungsgruppe fest und schreibt weiter: «Recht und Einheit entspringen Gottes tiefer Liebe zu jeder und jedem von uns; sie sind im Wesen Gottes selbst verwurzelt und sollen nach Gottes Willen auch unseren Umgang miteinander bestimmen.»

Langer Weg zur Einheit
«Die Einheit aller Christen wiederherstellen zu helfen, ist eine der Hauptaufgaben des Heiligen Ökumenischen Zweiten Vatikanischen Konzils» (Unitatis redintegratio 1). Doch die ökumenischen Bemühungen begannen nicht erst mit dem Zweiten Vatikanum.

Bereits um das Jahr 1740 entstand in Schottland eine Pfingstbewegung, die Gebete für und mit allen Kirchen pflegte. 1820 veröffentlichte Reverend James Haldane Stewart die «Hinweise für die Christenheit zur Ausgiessung des Geistes» und 20 Jahre später schlug der zum Katholizismus konvertierte Pfarrer Ignatius Spencer eine «Gebetsvereinigung für die Einheit» vor. An der ersten «Lambeth-Konferenz» der anglikanischen Bischöfe 1867 wurde in der Präambel des Beschlusstextes offiziell ein Gebet für die Einheit der Christen empfohlen.

Richtig in Gang kam die Bewegung innerhalb der Katholischen Kirche durch Paul Francis Wattson und Lurana White. Sie gründeten 1899 in Graymoor (New York) die anglikanische Ordensgemeinschaft «Congregatio Fratrum Adunationis Tertii Regularis Ordinis S. Francisci» (Regulierte Franziskaner-Terziarier von der Wiedervereinigung). Wie der Name sagt, setzten sie sich für die Wiedervereinigung der Episkopalkirche mit der Römisch-katholischen Kirche ein. Da sich die Gemeinschaft an die Ordensregeln der römisch-katholischen Franziskaner hielt, gab es Probleme mit der Episkopalkirche. Nach langem Ringen trat die Gemeinschaft 1909 geschlossen in die Römisch-katholische Kirche über.

Die Gemeinschaft Graymoor feierte 1908 zum ersten Mal eine Gebetsoktav vom 18. Januar (damals noch Fest Kathedra Petri) bis zum 25. Januar (Fest der Bekehrung des Apostels Paulus). Die Intention des Gebets lag in der Rückkehr der verschiedenen christlichen Kirchen zur Römisch-katholischen Kirche. Papst Pius X. sprach sich 1910 für diese Gebetsoktav aus; 1916 wurde sie von Benedikt XV. für die ganze Katholische Kirche für verbindlich erklärt.

Der französische Priester Paul Couturier setzte in den 1930er-Jahren den Akzent anders: Seiner Meinung nach machte das Gebet nur Sinn, wenn sich alle Christinnen und Christen daran beteiligten: Jesus hatte in seiner Abschiedsrede darum gebeten, dass «alle eins sein sollen» (vgl. Joh 17,21). Da die Gläubigen anderer Konfessionen nicht dazu gezwungen werden konnten, für eine «Rückkehr nach Rom» zu beten, wurde von nun an für die Einheit der Christinnen und Christen gebetet. 1959 übernahm die Katholische Kirche offiziell diese Änderung.

Seit den 1920er-Jahren gab es eine Parallelentwicklung innerhalb der Kirchen der Reformation. Die «Kommission für Glauben und Kirchenverfassung», eine Vorgängerbewegung des «Ökumenischen Rates der Kirchen» (ÖRK) regte eine Gebetswoche für die Einheit der Christinnen und Christen an. Diese wurde zunächst in der Pfingstzeit gebetet, ab 1941 aber ebenfalls auf den 18. bis 25. Januar gelegt.

Ab 1958 wurden die Materialien für diese Gebetswoche zwischen der Kommission und der Katholischen Kirche untereinander abgestimmt. 1966 begannen die «Kommission für Glauben und Kirchenverfassung» und das «Sekretariat zur Förderung der Einheit der Christen» (heute «Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen) mit der gemeinsamen Vorbereitung des Materials für die Gebetswoche.

Seit 1975 erarbeitet jeweils eine Region oder ein Land einen Textentwurf, der als Grundlage für das weltweite gemeinsame Gebet dient. Der erste Vorschlag kam von einer Gruppe aus Australien.

Im Zusammenhang mit der Gebetswoche fällt eine bemerkenswerte Ausnahme betreffend Liturgie auf: Am Sonntag innerhalb der Gebetswoche müssen nicht die vorgeschriebenen Texte der Leseordnung übernommen werden.

«Diese Einheitsbewegung, die man als ökumenische Bewegung bezeichnet, wird von Menschen getragen, die den dreieinigen Gott anrufen und Jesus als Herrn und Erlöser bekennen, und zwar nicht nur einzeln für sich, sondern auch in ihren Gemeinschaften, in denen sie die frohe Botschaft vernommen haben und die sie ihre Kirche und Gottes Kirche nennen. Fast alle streben, wenn auch auf verschiedene Weise, zu einer einen, sichtbaren Kirche Gottes hin, die in Wahrheit allumfassend und zur ganzen Welt gesandt ist, damit sich die Welt zum Evangelium bekehre und so ihr Heil finde zur Ehre Gottes» (Unitatis redintegratio 2).

Materialien für die Gebetswoche finden Sie auf der Webseite der «Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz». Für die Gestaltung der Gottesdienste empfehlen wir die Webseite des Liturgischen Instituts der deutschsprachigen Schweiz.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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Bemerkungen :

  • user
    Stefan Fleischer 16.01.2023 um 16:57
    Die Einheit der Christen. Da mache ich mir schon längst keine Illusionen mehr. Allein schon wenn wir in unsere Kirche hinein sehen, so stellt sich die Frage, ob wir nicht zuerst um die Einheit in unseren Reihen beten und uns ernsthaft darum bemühen müssten. Und andere, besonders die grossen kirchlichen Gemeinschaften sind genauso von diesem Virus befallen. Es wird zwar sehr viel getan. Das Ziel der Einheit ist in aller Munde. Aber was der Weg dazu betrifft, so könnten die Meinungen kaum unterschiedlicher, ja oft gegensätzlicher sein, weil wir nicht einmal mehr einig drüber sind, was diese Einheit überhaupt sein soll.
    Wenn ich mir das so überlege, so müssten wir Christen zuerst wieder darüber einigen, ob wir diese Einheit im irdischen Heil des Menschen suchen sollen, oder im ewigen. Oder anders formuliert, wir müssten uns entscheiden, ob in dieser Einheit der Mensch oder Gott im Zentrum stehen soll. Was eine solche Entscheidung jedoch äusserst erschwert ist der weit verbreitete Relativismus, eine Lebenshaltung, in welcher es keine allgemein gültige Wahrheit geben kann, ausser meiner eigenen natürlich.
    Einheit ist nur in der Wahrheit möglich. Und diese Wahrheit muss für uns Christen eine Person sein, Jesus, der Christus, unser Herr. Zu ihm kommen wir nur in Glaube, Hoffnung und Liebe. Deshalb ist der einzig gangbare Weg zur Einheit der Christen die Verkündigung des Glaubens, des ganzen Glaubens, mit einer Zunge, dann das überzeugende Zeugnis unserer Hoffnung auf das ewige Heil, und dann die Strahlkraft unserer Liebe zu unseren Nächsten, welche auf unserer bewussten, willentlichen Liebe zu Gott, dem dreifaltig Einen, beruht.