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Grundsatzartikel - Neuevangelisierung

Wie fälle ich schwie­rige Entscheidungen?

Ein gut gebil­de­tes Gewis­sen und die Hei­lige Schrift geben uns eine Ori­en­tie­rungs­hilfe, um schwie­rige Ent­scheide zu fäl­len. Aus dem Erfah­rungs­reich­tum der Hei­li­gen gibt uns der hl. Igna­tius von Loyola wert­volle Rat­schläge mit auf unse­ren Lebensweg.

1. Orientierung am eigenen Gewissen

In vielen Fällen zeigt uns das Gewissen selber an, ob eine bestimmte Handlung richtig ist oder nicht (vgl. Sir 37,1213). Ein gut gebildetes Gewissen richtet sich an den Geboten Gottes und seiner Kirche aus. In 95 Prozent aller Alltagsentscheidungen genügt allein schon die Goldene Regel:

Alles, was du von anderen erwartest, das tue auch ihnen. (Mt 7,12)

Eine Regel des Apostels Paulus ist etwas in Vergessenheit geraten. Im Grunde hat sie auch in der Goldenen Regel Platz:

Die christliche Liebe achtet den Nächsten und sein Gewissen.

Man beachte, dass es hier um eine Rücksichtnahme geht, um einen Verzicht aus Nächstenliebe von etwas, das an sich erlaubt ist (Röm 14,21; 1 Kor 8,1013; 1 Kor 10,2729).

Wichtig ist auch ein Prinzip, das der Apostel Paulus lehrt:

Es ist nie erlaubt, Böses zu tun, damit daraus etwas Gutes hervorgeht. (Röm 3,8)

 

2. Ratschläge für gute Entscheidungen

Nach dem hl. Ignatius von Loyola, Die Exerzitien. Johannes Verlag Einsiedeln, Freiburg 152016.

Darüber schlafen
Wichtige Entscheidungen soll man in Ruhe fällen. Wenn man hin- und hergerissen wird, muss man sich die Zeit nehmen – und allenfalls einfordern –, in aller Ruhe das Problem zu bedenken. In Unruhe, im Zorn sollte man keine wichtigen Entscheide treffen.

Entscheide mit der Hilfe Gottes
Ich bitte Gott im Gebet, dass er meinem Verstand zur richtigen Überlegung hilft. Im stillen Gebet übergebe ich das Anliegen und auch die allenfalls beteiligten Personen Gott.

Vor- und Nachteile abwägen
Ich wäge ab, was zur grösseren Ehre Gottes dient. Ich kann ja auch zwischen etwas Gutem und etwas Besserem entscheiden. Dabei kann man auch eine Person ins Vertrauen ziehen und ihr das Problem schildern (vgl. Sir 37,1213).

Folgen abschätzen
Ich überlege nicht nur, was mir gerade jetzt einen Vorteil bringt, sondern ich versuche auch in die Zukunft zu blicken und die Folgen abzuschätzen.

Überlege, was dein Verstand eher befürwortet
Kommt Zeit, kommt Rat. Auch nach einer längeren Zeit des Zweifelns merke ich, was ich mit meinem Verstand eher wählen würde.

Die Wahl Gott im Gebet anvertrauen
Ich beobachte, in welche Richtung es mich im Gebet zieht. Erweckt eine allfällige Entscheidung in mir eher Unruhe, würde ich sie bleiben lasssen – macht sie mich ruhig, würde ich diese Wahl treffen. Jede wichtige Entscheidung, die ich nach diesen «Tipps» getroffen habe, übergebe ich Gott im Gebet.

So vor Gott gereifte Lebensentscheidungen sollte man in schlechten Zeiten nicht umstossen, sondern daran festhalten.


Roland Graf
swiss-cath.ch

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Dr. Roland Graf ist Pfarrer in Unteriberg und Studen (SZ). Er hat an der Universität Augsburg in Moraltheologie promoviert und war vor seinem Theologiestudium als Chemiker HTL tätig.


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