Kardinal Mario Grech besuchte vom 18. bis 20. März die Schweiz. Es handle sich um eine informelle Einladung durch Bischof Felix Gmür, Helena Jeppesen, Tatjana Disteli und Claire Jonard, wie das Berner «pfarrblatt» schreibt; die zuvor genannten sind am weltweiten sogenannten «Synodalen Prozess» beteiligt.
Am Dienstagnachmittag, 19. März, waren Vertreter verschiedener Gremien eingeladen, die «auf nationaler Ebene in den Synodalen Prozess involviert sind». Verwirrend ist die Aussage im «pfarrblatt», wonach die Vertreter von der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) eingeladen worden seien, denn unter den Geladenen wird auch die SBK aufgeführt – hat sich ergo gleich selbst eingeladen.
Doch wer ist nun gemäss den Einladenden in den Synodalen Prozess in der Schweiz involviert? Es sind dies die Römisch-Katholische Zentralkonferenz, die Pastoralkommission und der Frauenrat der SBK, die Arbeitsgruppen zu Synodalität der verschiedenen Bistümer, Ordensleute (namentlich genannt wird hier Priorin Irene Gassmann) sowie kirchliche Medien unter Ausschluss von «swiss-cath.ch» ... Diese Aufzählung macht deutlich, dass das Treffen eine klare Agenda verfolgte, wurden doch all jene davon ausgeschlossen, welche die Art und Weise, wie in der Schweiz der sogenannte Synodale Prozess aufgegleist wurde, kritisch gegenüber stehen.
Zunächst wurde der Gast aus Rom darüber aufgeklärt, «wie das duale System in der Katholischen Kirche Schweiz funktioniert, was der Synodale Prozess von direkter Demokratie lernen kann und warum die Gleichberechtigung von Frauen drängt». In diesem Zusammenhang überboten sich die Bischöfe Felix Gmür und Markus Büchel in peinlichen pro domo-Lobhudeleien. So erklärte Bischof Felix Gmür: «Die Schweizerinnen und Schweizer sind die Meister der synodalen Entscheidung. Bei uns werden die Entscheidungen auf den untersten Ebenen getroffen.» Und Bischof Markus Büchel soll gar das Phantom einer «supersynodalen Schweizer Kirche» beschworen haben. Wer sich an die Ergebnisse der Umfrage zum Synodalen Prozess erinnert, reibt sich erstaunt die Augen. Eine Beteiligung von gerade einmal 0,5 Prozent der Katholikinnen und Katholiken zeichnet die Kirche Schweiz als «supersynodal» aus? Oder die entlarvende Aussage von Bischof Joseph Maria Bonnemain: «Wollten wir die Gläubigen [am Synodalen Prozess im Bistum Chur] beteiligen, wären wir wieder am Anfang. Das will ich nicht. Ich will vorwärtsmachen.»
Kardinal Grech erklärte vor den rund 70 Geladenen, dass die Kirche von ihrer Verfassung her synodal und hierarchisch ist und sie nur «funktioniert», wenn die Verantwortlichen auf den Heiligen Geist hören, der im Volk Gottes präsent ist. Auf der Pfarreiebenen beraten Pfarreiräte den Pfarrer, auf der Diözesanebene übernimmt der Bischofsrat diese Aufgabe. «Aber dann gibt es Themen, welche die Gesamtkirche betreffen. Und wir sind gesegnet, dass wir das petrinische Prinzip mit dem Papst haben, das sicherstellt, dass unsere Erkenntnisse richtig sind.»
Immer wieder kam Kardinal Grech auf die Evangelisation zu sprechen, die ja auch Papst Franziskus ein grosses Anliegen ist. («Evangelisieren bildet die eigentliche und wesentliche Sendung der Kirche»). Der Gast aus Rom stellte klar: «Die Kirche braucht Missionare, Menschen, die sich in der Evangelisierung engagieren, nicht um die Kirche selbst zu loben, sondern weil […] wir das Feuer in unseren Gesellschaften neu entfachen müssen.» Der beste Weg dazu bestehe darin, eine synodale Kirche zu sein. «Dies ist nicht die Zeit des Rechts oder tiefgreifender theologischer Reflexionen.»
Diese zutiefst christliche Fokussierung auf die Evangelisierung stiess bei so manchen Anwesenden auf taube Ohren.
Luc Humbel, Präsident der katholischen Landeskirche Aargau, resümierte im anschliessenden Interview mit «pfarrblatt» apodiktisch: «Evangelisieren können und wollen wir nicht, solange wir nicht glaubwürdig unterwegs sind.» Diese Ansicht teilt Eva-Maria Faber, Professorin für Dogmatik an der Theologischen Hochschule Chur: «Synodalität gleich auf das Evangelisieren zu beziehen, geht mir zu schnell. Hier fehlt mir die Einsicht, dass wir erst einmal an uns selber arbeiten müssen, wenn wir als Kirche glaubwürdig sein wollen, etwa beim Thema Missbrauch, beim Umgang mit Frauen etc.»
Bischof Felix Gmür zeigte sich angesichts der Evangelisierung leicht überfordert: «Jenseits aller Einzelentscheidungen, die sehr wichtig sind, ist das ein Grundanliegen: Es geht nicht um uns, sondern um das Evangelium. Gleichzeitig weiss ich, dass das etwas abstrakt und nicht sehr konkret ist.»
Moritz Bauer, Präses von «Jubla Schweiz» verstieg sich zur Behauptung, Evangelisation und Mission seien «theologisch gefährliche (sic) Triggerbegriffe», die er «so nicht benutzen würde». «Den Grundgedanken teilen wir, aber es ist ein charismatisches Denken.»
Zusammengefasst: Das elitäre Gehabe dieser Ausserwählten ist so ziemlich das pure Gegenteil dessen, was mit dem Begriff «Synodalität» gemeint ist. Dieser Begriff bedeutet, gemeinsam auf dem Weg zum grossen Ziel unterwegs zu sein: dem Reich Gottes. Und er bedeutet insbesondere nicht, glaubenstreue Katholikinnen und Katholiken von diesem Weg auszuschliessen und sich dann auch noch gegenüber «Rom» als Kirchenbasis aufzuspielen. Davon sind eben diese Auserwählten meilenweit entfernt. Ihnen zufolge soll die «Kirche Schweiz» zuerst nach ihrem Gusto umgekrempelt werden, bevor – wenn überhaupt – das Werk der von Papst Franziskus so eindringlich geforderten Evangelisierung angegangen werden soll. Da können wir von Glück reden, haben die Apostel und ersten Jüngerinnen und Jünger den Missionsauftrag Jesu Christi ohne Zaudern umgesetzt und nicht erst pseudo-synodal hinterfragt und zerredet, sonst gäbe es heute keine Kirche.
Offensichtlich dachte Kardinal Mario Grech ähnlich. Er habe an diesem Nachmittag viel von Strukturen, aber wenig über Spiritualität gehört.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
«Jedes Ding an seinem Ort erspart viel Müh' und böse Wort!»
Was hat uns der synodale Weg bis jetzt gebracht? Ich sehe zu mindest bei uns hier viel Streit und böse Wort. Ich sehe auch viele Mühe, die sich so manche Würdenträger und engagierte Katholiken machen und will nicht bestreiten, dass vieles davon in guter Absicht geschieht. Doch gut gemeint ist noch lange nicht immer gut. Von einer neuen Blüte unserer Kirche finde ich nicht viel bis gar nichts. Die Menschen laufen ihr scharenweise davon. Die Spiritualität schmilzt dahin wie Schnee an der Sonne. Und übrig bleibt ein hoffnungslos zerstrittener Verein, der ums Überleben kämpft, auch wenn er es nicht zugeben will.
Dass das Wort "Synodalität" für kirchenpolitische Zwecke missbraucht wird, habe ich an der Synodalen Versammlung im Bistum Basel erfahren (vgl. meinen Erfahrungsbericht auf https://mariaeinspunktnull.de/blog.
wird sie satanisch..
b) «Auserwählte» gab es demzufolge nicht. Menschen, die in sich in Liebe zur und Sorge um die Kirche äusserten, «elitäres Gehabe» vorzuhalten, verletzt dieselben. Ich gestehe diese Liebe und Sorge auch den Macherinnen und Machern von swiss-cath.ch zu, wenngleich ich deren Meinung oft nicht teile. Synodal ist, einander zuzuhören. Wahrzunehmen, und nicht umgehend zu werten. Es gibt viele Sichtweisen und ebenso viele Wahrheiten in der Kirche. Die Kommentare von swiss-cath.ch sind nach meinem Empfinden oft von Abschätzigkeit durchtränkt.
Zu a) swiss-cath.ch ist auf dem Medienverteiler der Bischofskonferenz, trotzem erhielten wir darüber keine Informationen.
Zu b) Wenn zu einer Veranstaltung nur bestimmte Menschen oder Gruppen eingeladen werden, dann sind diese rein sachlich gesehen "auserwählt".
"Mt 28,19-20
Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt."
NICHT MEHR UND NICHT WENIGER !!!