Pfizer-BioNTech_COVID-19_vaccine_(2020). (Bild: U.S. Secretary of Defense, CC BY 2.0 via Wikimedia Commons)

Hintergrundbericht

Coro­na­mass­nah­men: Staat und Vati­kan igno­rier­ten ethi­sche Grundregeln

An der dies­jäh­ri­gen HLI-​Tagung vom 11. Novem­ber hielt Pfr. Dr. Roland Graf ein ein­drück­li­ches Refe­rat mit dem Titel «Über­le­gun­gen zu Corona-​Massnahmen: Ethi­sches Han­deln lohnt sich!», in wel­chem er inter­es­sante Zusam­men­hänge auf­deckte. Aus die­sem Grund ver­öf­fent­li­chen wir sein Refe­rat in vol­ler Länge.

Über die Corona-Massnahmen, die in den Jahren 2020 bis 2022 ergriffen wurden, ist viel geschrieben und diskutiert worden. Es besteht kein Zweifel, dass die Ethik zu kurz gekommen ist. Wenn ich etwa daran denke, dass in einem Alters- und Pflegeheim zeitweise das Essen in den Zimmern serviert wurde, ohne überhaupt einen einzigen Coronafall zu haben. Im Grunde hat man die Bewohnerinnen und Bewohner in Einzelhaft gesetzt, einfach mit einer freundlicheren Bedienung.

Wie wir allerdings auch erfahren mussten, würgten die Medien kritische Äusserungen und Aufrufe wegen unverhältnismässigen Massnahmen rigoros ab. Da machte auch das offizielle katholische Medienportal «kath.ch» mit, indem es z. B. Pfarrer an den Pranger stellte, die sich nicht haargenau an die Massnahmen hielten.[1] Wer sich wehrte, bewegte sich in einem schwierigen Umfeld. Umso wichtiger ist es, nachdem das alles durchgestanden ist, möglichst nüchtern die damalige Situation zu analysieren, um in Zukunft ähnliche Fehler zu vermeiden, die negativen Kräfte, die da am Wirken waren, zu erkennen und sich darauf einzustellen.

Wie ist es zur Zertifikatspflicht gekommen?
Ich werde die Einführung der Zertifikatspflicht in der Schweiz, die zu einem grossen Druck hin zur COVID-19-Impfung führte, und die Rolle der Katholischen Kirche beleuchten. Bei meinen Recherchen ist einiges zutage getreten, was ich lieber nicht herausgefunden hätte. Dazu habe ich ein passendes Zitat, das dem heiligen Papst Gregor dem Grossen zugeschrieben wird: «Besser ist, es gibt einen Skandal, als dass die Wahrheit zu kurz kommt.»

Es ist klar, dass die Massnahmen in den einzelnen Ländern nicht isoliert betrachtet werden können. Absprachen zwischen den Ländern spielten zweifellos eine Rolle, etwa als sich Bundesrat Alain Berset mitten im Lockdown am 19. April 2020 virtuell am G20-Gesundheitsministertreffen beteiligte. Sehr früh, am 20. März 2020, ersuchte Papst Franziskus das «Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen», eine «Vatikan COVID-19 Kommission» einzurichten. Am 7. Mai 2020 wurde sie eingesetzt und spielte meines Erachtens eine wichtige Rolle. Mir selbst war bis etwa vor einem Monat die Existenz dieser Kommission gar nicht bewusst.
Peter Kardinal Turkson ist der Präfekt des «Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen» und hat als solcher mehrfach an den Veranstaltungen teilgenommen, die das «World Economic Forum» (WEF) jedes Jahr in Davos organisiert. Papst Franziskus schickte in den Jahren 2014, 2015, 2018, 2019 und 2020 jeweils Grussworte zu diesen Anlässen an Klaus Schwab. Der Staatssekretär Pietro Kardinal Parolin, die Nummer 2 im Vatikan, nahm 2017 selbst am WEF teil. Das mag vielleicht für Stirnrunzeln sorgen, doch mich machte erst die Verbindung zwischen dem Untersekretär Augusto Zampini Davies aus dem «Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen» und dem WEF stutzig. Dieser Priester, ein promovierter Moraltheologe aus Argentinien, war nicht nur Untersekretär, sondern leitete die Gruppe 2 innerhalb der «Vatikan Covid-19 Kommission». Diese Gruppe war dafür zuständig, die Coronasituation zu analysieren und Massnahmen zu ergreifen.
Augusto Zampini hat am 15. Mai 2020 zusammen mit zwei anderen Autoren, einer gehört selbst zum WEF (Head of Foundations), einen Artikel für die Webseite des WEF veröffentlicht. Der Titel lautet: «COVID-19 zeigt die Notwendigkeit eines radikalen Wandels. Hier erfahren Sie, wie religiöse Führer dazu beitragen können, eine bessere Welt nach der Pandemie zu schaffen».[2] Bemerkenswert ist das folgende Zitat: «Während sich das Weltwirtschaftsforum mit den grundlegenden Herausforderungen der Schaffung von Chancen, Gerechtigkeit, Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit in einer Welt nach der Pandemie befasst, werden wir uns dem weltweiten Ruf nach humaneren und ökologischeren Massstäben für den Fortschritt sowie nach Regeln und Anreizen anschliessen, um diese hohen Ideale in die tägliche Realität umzusetzen.» Dieses Faktum gilt es im Hinterkopf zu behalten.

Es ist klar, dass es ohne Impfstoffentwicklung wohl kaum eine Zertifikatspflicht gegeben hätte. Im rollenden Zulassungsverfahren wurden die mRNA-Impfstoffe der Firmen «Pfizer/BioNTech» bereits am 19. Dezember 2020 sozusagen als Weihnachtsgeschenk und für «Moderna» am 12. Januar 2021 zugelassen. Studien über massive Nebenwirkungen wurden mir im Mai 2021 bekannt. Trotz der Berichte über Myocarditis bei Jugendlichen in Israel liess «Swissmedic» am 4. Juni 2021 die Impfung für 12- bis 15-Jährige generell zu. Die «Ständige Impfkommission» STIKO in Deutschland war da noch zurückhaltender, gab später aber wohl unter Druck der Politik nach.

Aus ethischer Sicht ist die Note der «Kongregation für die Glaubenslehre» vom 21. Dezember 2020 wichtig. Papst Franziskus hat sie am 17. Dezember 2020 im Rahmen einer Audienz geprüft und deren Veröffentlichung genehmigt. Zunächst hält die Note zum damaligen Zeitpunkt wohl zu recht fest:

«Es ist nicht Absicht, über die Sicherheit und die Wirksamkeit dieser Impfstoffe zu urteilen – obwohl auch dies ethisch relevant und notwendig ist –, da diese Beurteilung in der Verantwortung der biomedizinischen Forschung und der Arzneimittelbehörden liegt.»

Die Note hält weiter fest, «dass in der Regel die Impfung keine moralische Pflicht darstellt, und dass sie deshalb freiwillig sein muss».

«In Ermangelung anderer Mittel, um die Epidemie aufzuhalten oder ihr vorzubeugen, kann die Impfung empfohlen sein, vor allem, um die Schwächsten und am meisten Gefährdeten zu schützen.»

Das ist hier vorsichtig ausgedrückt. Bekannt war, dass Impfstoffe von «Astrazeneca» sowie «Johnson & Johnson» mit Zelllinien aus abgetriebenen Föten produziert wurden. Die neuartigen mRNA-Impfstoffe von «Pfizer/BioNTech» und «Moderna» wurden anders produziert, aber schliesslich mit solchen Zelllinien getestet. Dass Gewissensgründe dafür sprechen, auch letztere abzulehnen, gibt die Note zu: «Jene aber, die aus Gewissensgründen Impfstoffe, die aus von abgetriebenen Föten stammenden Zelllinien hergestellt worden sind, ablehnen, müssen sich bemühen, durch andere prophylaktische Mittel und angemessenes Verhalten zu vermeiden, dass sie selbst Überträger des ansteckenden Erregers werden.»
Es gab seither nie mehr eine Stellungnahme der Glaubenskongregation zu diesem Thema, obwohl die späteren Berichte über die massiven Nebenwirkungen der mRNA-Impfstoffe dies nahegelegt hätten. HLI-Schweiz hat den Standpunkt vertreten:

«Wer nicht zur Personengruppe mit einem sehr hohen Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 gehört, sollte vorerst weitere Ergebnisse über die Folgen der Impfung abwarten und sich mit den bekannten Massnahmen gegen eine Ansteckung schützen.»[3]

Die Nationale Ethikkommission (NEK) als beratendes Organ des Bundesrates gab am 11. Februar 2021 ein Papier heraus, das einige wichtige ethische Aspekte im Zusammenhang mit der Einführung eines Impfnachweises enthielt: Die Impfung wurde als valable Massnahme dargestellt, «auch wenn sie eine Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit darstellt und mögliche Nebenwirkungen mit sich bringt».[4] Bemerkenswert ist die Aussage, dass mindestens eine Impfquote von 60 % der Bevölkerung angestrebt werden müsste. Die Frage, ob man eventuell nur Risikopersonen impfen sollte, wurde gar nicht gestellt. Die NEK wandte sich klar gegen ein Impfobligatorium, weil es eine massive Grundrechtsverletzung darstellt. Aber laut Art. 22 des Epidemiengesetzes ist «ein Impfobligatorium bei bestimmten Personengruppen möglich».
Problemfelder sind die Offenlegung des Impfstatus, die Problematik der Stigmatisierung ungeimpfter Personen sowie der möglichen Diskriminierung. Die NEK plädierte dafür, Fragen des Impfnachweises explizit zu regeln. Das Impfzertifikat war hier noch nicht geboren, aber im Grunde gezeugt, denn die genannten Problemfelder ignorierend, befürwortete die NEK zeitlich begrenzte Regelungen, «insbesondere im Hinblick auf Zugangsbeschränkungen zu öffentlichen und privaten Räumen». Das war wohl verstanden am 11. Februar 2021.
Die Taskforce, sicher im Besitz dieser Stellungnahme der NEK, gesteht am 16. Februar 2021 noch ein: «Jede Ungleichbehandlung von Geimpften und Nicht-Geimpften setzt voraus, dass die Virusübertragung durch die Impfung reduziert wird. Ob dies der Fall ist, ist zurzeit noch offen.» Am Schluss des Papiers folgt dann die visionäre Formulierung: «Bleibt die Impfrate zu niedrig, um eine Gefährdung des Gesundheitssystems auszuschliessen, lässt sich die Forderung nach einem Impfzertifikat dadurch rechtfertigen, dass sie dazu beiträgt, wichtige Ziele im Bereich der öffentlichen Gesundheit verwirklichen zu können. In diesem letzten Fall ist eine solche Anforderung am stärksten gerechtfertigt.»[5] Einige Monate später, am 21. Mai 2021, wurde das EU-Zertifikat lanciert und zwar zum Zweck, «den sicheren und freien Personenverkehr während der COVID-19 Pandemie zu erleichtern». Es kam ab dem 1. Juli zur Anwendung, und zwar auch in ganz anderen Bereichen des alltäglichen Lebens.[6]

Am 26. August 2021 veröffentlichte die NEK eine bemerkenswerte Stellungnahme mit dem Titel: «Covid-19-Pandemie: Die gleichberechtigte Behandlung ungeimpfter Personen ist Pflicht».[7]

Darin hält sie fest:

  • Allgemeine Beschränkungen aufzuheben, sobald alle Menschen, die dies wollen, eine Gelegenheit hatten, sich impfen zu lassen.
  • Ob eine Person sich impfen lässt oder nicht, obliegt ihrer freien Wahl.
  • «Die NEK betont, dass auch eine indirekte Impfpflicht das Prinzip der Wahlfreiheit bezüglich der Impfung untergräbt und damit nicht gerechtfertigt werden kann.»

Allerdings ermöglicht die folgende Aussage doch wieder restriktive Massnahmen: Die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitswesens ist der mit Abstand wichtigste Grund, der eine Aufrechterhaltung gewisser allgemeiner Einschränkungen (beispielsweise der Maskentragpflicht, einer Homeoffice-Pflicht oder Beschränkungen von Versammlungen im öffentlichen Raum) rechtfertigen kann.»

Es ist zu beachten, dass Bundesrat Alain Berset am 5./6. September 2021 am Gesundheitsministertreffen der G20 in Rom teilnahm. Es ist gut möglich, dass dieses Treffen mitentscheidend für die nur zwei Tage später an einer Pressekonferenz verkündete Einführung der Zertifikatspflicht war.

Die NEK schob am 8. September 2021, d. h. genau am selben Tag, wie der Bundesrat in einer Medienkonferenz die Zertifikatspflicht ankündigte, eine weitere Stellungnahme hinterher. Eine Mehrheit der NEK – es gab also auch eine Minderheit mit gegenteiliger Auffassung – unterstützte eine Empfehlung zur Impfung für Jugendliche von 12-15 Jahren. Die Stellungnahme enthielt die Mahnung: «Es sollte davon abgesehen werden, Jugendliche mit dem Versprechen von mehr Freiheit oder der Androhung erneuter Restriktionen zu einer Impfung motivieren zu wollen.» Genau das war aber bei der späteren Impfkampagne des Bundes in Kombination mit den Vorschriften der Kantone der Fall.[8] Bemerkenswert ist der Umstand, dass, anders als in der Stellungnahme vom Februar, die NEK die Virusübertragung durch die Impfung nicht mehr thematisiert. Der Bundesrat behauptete in der Medienkonferenz, dass die Impfung Virusübertragungen verhindere, doch wissenschaftliche Beweise waren nach wie vor ausstehend, weil man das bei den Tests der Impfstoffe gar nicht geprüft hatte.
 


Bevor wir uns mit jener denkwürdigen Medienkonferenz befassen, weise ich darauf hin, dass zu jenem Zeitpunkt die Zahl der Hospitalisationen seit dem 20. August 2020 im Abnehmen begriffen war. Die Zahl der belegten Intensivplätze hatte ein Plateau erreicht und sollte mit etwas Verzögerung ebenfalls sinken. Wir klinken uns in jene Medienkonferenz (ab 46:27 min.) ein. Der NZZ- und Bundeshausjournalist Fabian Schäfer stellte die Frage, weshalb trotz sinkender Hospitalisationen wegen COVID-19 die Zertifikatspflicht eingeführt werde.

Die Antwort des Bundesrates Alain Berset kommt einer Nebelpetarde gleich. Sie ist unbefriedigend. Der Bundesrat führte die Zertifikatspflicht ein, weil er das schlicht und einfach wollte. Es bestand überhaupt keine Notwendigkeit.

Die Lüge in den Erläuterungen zur COVID-Verordnung
Bedenklich sind in diesem Zusammenhang die Erläuterungen zur entsprechenden COVID-Verordnung mit den Änderungen vom 8. September 2021. In Art. 14a der Verordnung sind für religiöse Veranstaltungen maximal 50 Personen (anstelle 30 gemäss Absatz 1) zulässig. Für solche Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen gilt jedoch auch das Zertifikatserfordernis. Wörtlich wird da als Begründung angefügt:

«[…] auch mit Blick auf die betroffenen Grundrechte (insb. Glaubens- und Gewissensfreiheit) ist die Ausweitung des Zertifikatserfordernisses angesichts der aktuell stark steigenden Anzahl Hospitalisationen als verhältnismässige Massnahme einzustufen.»

Es ist die erste Erläuterung seit dem 16. März 2020, welche die Glaubens- und Gewissensfreiheit überhaupt erwähnt. Das ist an sich schon eine Schande und nun kommt hinzu, dass die Leserinnen und Leser schlicht angelogen wurden, war doch die aktuelle Anzahl Hospitalisationen seit dem 20. August 2021 im Sinken begriffen.
 


Wie reagierten die Kirchen?
Die Schweizer Bischofskonferenz gab noch am 8. September 2021 gemeinsam mit der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) eine Medienmitteilung heraus. Darin heisst es u. a.: «Die Landeskirchen danken dem Bundesrat, dass er den Zugang zu Gottesdiensten und religiösen Veranstaltungen als wichtig erachtet und die Zertifikatspflicht erst ab einer Anzahl von 50 Personen fordert. Sie erachten es als Ergebnis des Einwirkens der Kirchen bei der Landesregierung im Vorfeld des heutigen Entscheids.»
«Mit Blick auf die pandemiebedingte Situation tragen die EKS und die SBK die strengeren Schutzvorschriften mit und hoffen, dass die Massnahmen wirken. Sie werden sich weiterhin aktiv beim Bundesrat dafür einsetzen, dass Abdankungen von der Zertifikatspflicht ausgenommen werden.»

EKS und SBK hätten die Aussagen in der Medienkonferenz analysieren und die Publikation der Erläuterungen abwarten sollen, statt diesen verhängnisvollen Schnellschuss abzufeuern. Am 26. Oktober 2021 hatte man im Bistum St. Gallen offenbar genug von der Erhebung der Kontaktdaten der Unzertifizierten und der Kontrolle der Zertifikate.[9] Bischof Markus Büchel erklärte, die Sache mache ihm Bauchweh. Vor allem in ländlichen Gegenden stosse die Zertifikatspflicht auf Ablehnung. Endlich einmal Klartext von einem Bischof, hätte man spontan sagen können, wenn er Folgendes nicht nachgeschoben hätte: Aus rechtlicher Sicht halte man die Einschränkungen im Moment für legitim. «Die Eingriffe müssen aber immer durch das öffentliche Interesse gerechtfertigt sein und sie müssen verhältnismässig sein.» Mit Blick auf die Fakten und die Verletzung der in der Bundesverfassung Art. 15 verankerten Glaubens- und Gewissensfreiheit, aus der auch die Kultusfreiheit abgeleitet wird, war diese Aussage eine Katastrophe. Er hätte ausreichend Argumente gehabt, um den Bundesrat und das BAG öffentlich unter Druck zu setzen.

Mithilfe des Zertifikats und massiven Beschränkungen für nicht zertifizierte Personen wurde ein enormer Druck aufgebaut, um möglichst viele Personen in der Bevölkerung zu impfen. Im April 2020 schätzte das BAG die Zahl der Risikopersonen in der Schweiz auf 2,6 Millionen.[10] 50,4 % der 10- bis 19-Jährigen sind bis Juli 2023 mindestens einmal geimpft worden. Insgesamt sind es 6,1 Millionen Einwohner, die total 17 Millionen Impfdosen (im Schnitt 2,8) erhalten haben. Hätte man nur die grosszügig berechnete Zahl der Risikopersonen geimpft, hätte man rund 10 Millionen Impfdosen (2,6 Mio. mal 2,77 Impfdosen durchschnittlich) benötigt. Im Jahr 2021 bestellte der Bund 27 Millionen Impfdosen, 2022, 34 Millionen (Quelle: SRF) und 2023 7 Millionen (Aargauer Zeitung).

Der Bund hat rund 40 bis 50 Millionen Impfdosen zu viel bestellt und somit mindestens 2 Milliarden CHF Steuergelder an die Pharma verpulvert.[11]

 


Die Rolle der Vatikan COVID-19 Kommission
Mich beschäftigte bei meinen Recherchen über die Rolle der Katholischen Kirche in der Coronazeit die Frage: Weshalb hat sie weltweit und insbesondere im Vatikanstaat selbst so strenge und unverhältnismässige Massnahmen durchgesetzt? Spielte möglicherweise eine Rolle, dass Papst Franziskus im Alter von 21 Jahren nach einer schweren Lungenentzündung ein Teil des rechten Lungenflügels operativ entfernt worden ist? Im Vatikan wurden am 4. Oktober 2021 drei Schweizergardisten vom Dienst suspendiert, weil sie sich nicht impfen lassen wollten. Darunter war mindestens ein genesener Gardist. Das erklärt aber nicht, was ausserhalb des Vatikans passierte. In manchen Diözesen wurden Priester, die sich nicht impfen liessen, suspendiert. Am 9. März 2022 setzte Papst Franziskus den Bischof Daniel Fernández Torres von Arecibo ohne Anhörung ab. Er hatte sich gegen die Impfpflicht gewehrt, die der Gouverneur von Puerto Rico erliess: Ab dem 15. September 2021 war ohne Impfung eine öffentliche Heilige Liturgie nicht mehr möglich.[12]

Am Tag vor Weihnachten 2021 erliess Pietro Kardinal Parolin eine 2G-Pflicht für Angestellte. Tests wurden nicht mehr akzeptiert, sondern nur der «Super Green Pass». Die Genesung durfte nicht länger als sechs Monate zurückliegen. Mitarbeiter des Vatikans, die sich nicht um den «Super Green Pass» bemühten, wurde «ungerechtfertigtes Fernbleiben» von der Arbeit vorgeworfen, was eine Aussetzung des Gehalts zur Folge hatte. Ab dem 31. Januar 2022 galt für alle Mitarbeiter und Besucher für den Zutritt in vatikanische Büros eine Boosterpflicht. Kardinal Burke wurde Mitte April 2022 aufgrund einer persönlichen Intervention von Pietro Kardinal Parolin nicht zu seinem Büro im Vatikan zugelassen, weil sein «Green Pass» im März abgelaufen war. Er war im September 2021 an COVID-19 erkrankt. Während Italien den «Green Pass» bis Ende März 2022 verlangte, galt die Regelung im Vatikan bis Ende April.

Die virtuelle Vatikankonferenz (6. bis 8. Mai 2021)
Das alles verlangt nach einer Erklärung. Dazu blende ich noch einmal zurück. Vom 6. bis zum 8. Mai 2021 organisierte das «Dikasterium für Kultur» eine virtuelle Vatikankonferenz.[13] Da referierten Anthony S. Fauci von der NIH und Peter Marks von der FDA. Die CEOs von «Pfizer» und «Moderna» hielten Referate. Da ging es ausdrücklich um die mRNA-Plattform für Impfstoffe und Medikamente. Das sind nur die meines Erachtens wichtigsten Referenten von vielen Prominenten, wie Chelsea Clinton von der «Clinton Foundation», die über die kommende neue Generation der Philanthropen referierte. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einer privaten virtuellen Audienz mit Papst Franziskus.

Nicht zu unterschätzen sind die Aktivitäten der «Vatican COVID-19 Kommission». Acht Tage nach der Note der «Kongregation für die Glaubenslehre» veröffentlichte sie zusammen mit der «Päpstlichen Akademie für das Leben» ein eigenes Papier «Impfstoffe für alle» mit 20 Punkten.[14] Sie negierte darin die Gewissensfreiheit im Zusammenhang mit der COVID-19 Impfung und bekräftigte «die moralische Verantwortung, zu impfen, um schwerwiegende Gesundheitsrisiken für Kinder und die allgemeine Bevölkerung zu vermeiden». Im Papier geht es auch um die gerechte Verteilung der Impfstoffe.

Es wird auf eine «enge Zusammenarbeit mit den zahlreichen Organisationen, die an der Planung, Durchführung und Bewertung der Empfehlungen für die globale Impfstoffverabreichung mitwirken müssen», gepocht. Zu diesen Punkten zugunsten einer «faireren und gesünderen Welt» gehört auch die «Zusammenarbeit mit Vertretern der wichtigsten beteiligten Institutionen und Organisationen sowie mit globalen Gesundheitsorganisationen, Nichtregierungsorganisationen und Geberorganisationen, um bei der Entwicklung, Bewertung und Beteiligung an Lösungen zu helfen». Von entscheidender Bedeutung sind der «Vatican Covid-19-Kommission» «Transparenz und korrekte Kommunikation» und zwar zu einem besonderen Zweck, nämlich um «das Vertrauen in den Impfstoffprozess zu fördern und seine Einhaltung zu gewährleisten».

«International Catholic Media Consortium on COVID-19 Vaccines»
Dazu muss man wissen, dass wohl Anfang 2021 ein «International Catholic Media Consortium on COVID-19 Vaccines» gegründet wurde. Bekannt wurde das erst am 13. April 2021.[15] Ich bin erst darauf gestossen, als Papst Franziskus am 28. Februar 2022 Vertreter dieses Consortiums in einer öffentlichen Audienz empfing und sich für die Arbeit bedankte: «In der Tat habt ihr euch vorgenommen, Fake News sowie einseitige und irreführende Informationen über die Impfungen gegen Covid-19 ans Licht zu bringen, und ihr habt begonnen, dies zu tun, indem ihr verschiedene katholische Medien vernetzt und unterschiedliche Experten einbezogen habt. Eure Initiative entstand als Konsortium, das sich vornimmt, sich für die Wahrheit zusammenzuschliessen.»[16]

Kritiklose Werbung für COVID-19 Impfstoffe
Die «Covid-19 Kommission» stellte einen 15-seitigen «Ressource Kit für Church Leaders» zusammen.[17] Dieser war an die Bischöfe, ihre engeren Angestellten sowie an die Pfarrer gerichtet; zuerst am 18. Juni 2021 in Englisch erschienen, dann in weiteren sechs Sprachen. Obwohl zum damaligen Zeitpunkt Myocarditis bei Jugendlichen bereits ein Thema war, steht in diesem Papier überhaupt nichts über die Risiken für die Geimpften.

Werbung von Papst Franziskus für COVID-19 Impfstoffe
Laut der «New York Times» haben Papst Franziskus, einige Kardinäle und Erzbischöfe bei einer 60-Millionen-Dollar schweren Werbekampagne von «Ad council» mitgemacht. Lanciert am 18. August 2021, hat die Kampagne laut «Ad council» über alle Kanäle 178 Mio. Dollar an Medienunterstützung und damit verbundener Werbung erhalten.[18] Darin fordert Papst Franziskus zum Impfen auf. Es sei ein «Akt der Liebe», sich impfen zu lassen. Das ist als verfrühte Gutheissung der Sicherheit und Wirksamkeit der Impfstoffe zu kritisieren. Ebenso ist seine Aussage, die Impfstoffe seien eine «Gnade Gottes», sicher nicht eine theologisch gründlich reflektierte Aussage. Ist da eventuell auch Geld in den Vatikan geflossen?

Jahresbericht der «Vatikan COVID-19 Kommission»
Im Jahr 2021 wurde der bislang einzige zugängliche Jahresbericht der «Vatikan COVID-19 Kommission» in drei Sprachen veröffentlicht. Er gibt Einblick in die Organisation und die Aktivitäten dieses Gremiums. Es umfasst fünf Arbeitsgruppen, wobei nur bei der Arbeitsgruppe 2 (Analyse der Coronasituation und Massnahmen ergreifen) bekannt ist, wer sie leitet: Zunächst der Priester Augusto Zampini Davies als Untersekretär des Dikasteriums. Er wurde 2021 abgelöst durch Sr. Alessandra Smerilli, die inzwischen zur Nummer 2 des Dikasteriums aufgestiegen ist.

In einem Artikel im «L’Osservatore Romano» wurde über die Tätigkeit der Kommission berichtet: In der ersten Phase wurden vor allem Dokumente gesammelt und die an der Kommission beteiligten internationalen Partner koordiniert. Dann ging es in die Projektphase über. Die Aufgabe des Sekretariats bestand darin, Hunderte von Fäden, die Arbeitsgruppen, Task Forces und Think Tanks miteinander zu verbinden und zusammenzuhalten. Die Arbeitsgruppen stehen in Kontakt mit Dutzenden von Universitäten und Forschungszentren, auch ausserhalb des kirchlichen Netzwerks, heisst es weiter in dem Artikel vom 6. März 2021.[19] Neben den fünf Arbeitsgruppen gibt es sieben Task Forces: Sicherheit, Ökonomie, Ökologie, Gesundheit sowie Migration und Asyl, dazu noch zwei regionale Task Forces. Wer finanziert das alles?

Höchst aufschlussreich ist eine Grafik im Jahresbericht, welche die Pläne der Kommission bis 2030 skizziert. Geplant war gar ein sieben Jahre dauerndes Jubiläum. Das wurde wohl ersetzt durch ein Heiliges Jahr 2025. Bei 2030 steht: «Der Vatikan und die katholische Kirche machen weltweit auf die Ergebnisse der Ziele für nachhaltige Entwicklung aufmerksam.» Wir wissen, was damit gemeint ist: Es geht um die UNO-Aganda für nachhaltige Entwicklung, die bis im Jahr 2030 verwirklicht werden soll. Es ist eine totalitäre Agenda der UNO, der WHO und des WEF, wie das die während vieler Jahre im Vatikan tätige hochkarätige Juristin und Kirchenrechtlerin Jane Adolphe zu Recht bezeichnet hat.[20] Die Pläne von Klaus Schwab und dem «World Economic Forum» ordnet sie wie folgt ein: «Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Schwabs Menschenbild gefährlich ist. Er propagiert eine Form des globalen Totalitarismus, bei dem der Wert oder die Bedeutung eines Menschen durch seine Nützlichkeit für den Staat bestimmt wird, der mit privaten Partnerschaften in einer rein materiellen Welt arbeitet. Seine Förderung von Public-Private Partnerships (PPPs) liest sich fast wie eine Art Vergötterung dieses neuen globalen Regimes, das durch die Prioritäten und Politiken der Agenda 2030 absoluten Gehorsam befehlen könnte und das von den Nationalstaaten durch finanzielle Vereinbarungen mit Hilfe von Big Tech und Big Media umgesetzt wird. Kurz gesagt, die Vision von Schwab hat den Anschein eines marxistischen Projekts.»
 



Einordnung der gewonnenen Erkenntnisse
Beim Projekt Agenda 2030 muss sich die Katholische Kirche unbedingt heraushalten. Ich mache das ungern, doch wir müssen wohl die Enzyklika «Laudato si'» (2015), die Enzyklika «Fratelli Tutti» (2020) sowie das unlängst publizierte Apostolische Schreiben «Laudate Deum» (2023) als Beiträge zur Verwirklichung der Entwicklungsziele der UNO sehen.

Die Katholische Kirche darf sich nicht mehr von Organisationen einspannen lassen, die den totalitären Charakter der Agenda 2030 (UNO, WHO, WEF) durchsetzen wollen.

Der Einsatz der Katholischen Kirche für die Armen, für das Gesundheitswesen, für Umwelt- und Klimaschutz muss weiterhin auf der Basis der bisherigen Soziallehre und der Moraltheologie erfolgen.

Wenn Exponenten der Katholischen Kirche auf Letztere verzichten und sogar bei den Menschen aufgrund einer Impfpflicht Gewissenskonflikte verursachen und sich skrupellosen Pharmakonzernen unterwerfen, indem sie nicht vor Nebenwirkungen warnen, ist das ein alarmierendes Zeichen. Die Katholische Kirche muss sich wieder auf ihren angestammten Auftrag besinnen und das Evangelium Christi auf glaubwürdige Weise verkünden.

Weil ich Ihnen ziemlich schwer verdauliche Kost serviert habe, nehmen wir zum Abschluss zwei Zitate aus der Heiligen Schrift mit:

«Seid besonnen und nüchtern und betet» (1 Petr 4,7)

«Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit» (2 Tim 1,7)

Damit sind wir für die Zukunft gewappnet, unsere Arbeit in der Kirche und in der Gesellschaft auch unter erschwerten Bedingungen in Treue zum Evangelium zu leisten.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

 


[1] 06.04.2020 https://www.kath.ch/newsd/in-liebfrauen-zuerich-wird-noch-immer-gebeichtet/
16.05.2020 https://www.kath.ch/newsd/schoppingcenter-und-gottesdienste-im-vergleichstest/
19.10.2020 https://www.kath.ch/newsd/frau-ohne-maske-in-der-kirche-sekretaerin-droht-mit-polizei/
16.11.2020 https://www.kath.ch/newsd/bin-ich-bei-einem-diktator-25-glaeubige-von-kirchentuer-abgewiesen/
11.11.2020 https://www.kath.ch/newsd/bistum-chur-dieser-pfarrer-verstoesst-gegen-corona-regeln/

[2] 15. Mai 2020: https://www.weforum.org/agenda/2020/05/covid-19-coronavirus-pandemic-faith-radical-change-social-entrepreneurs-vulnerable-populations/ (9.11.2023)

[3] (HLI 21.12.2020, aktualisiert 30.11.2021) https://www.human-life.ch/thema/covid-19-impfung/

[4] https://www.nek-cne.admin.ch/inhalte/Themen/Stellungnahmen/NEK-stellungnahme_CovidImpfung_DE.pdf (9.11.2023)

[5] https://sciencetaskforce.ch/wp-content/uploads/2021/02/66_VaccinationCertificationELSI_Summary_DE.pdf (9.11.2023)

[6] https://www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2021/05/21/covid-19-coreper-endorses-political-agreement-on-the-eu-digital-covid-certificate-to-facilitate-free-movement/ (9.11.2023)

[7] 26.08.2021 https://www.nek-cne.admin.ch/inhalte/Themen/Stellungnahmen/NEK_Stellungnahme_Behandlung_Ungeimpfte_def.pdf (9.11.2023)

[8] 14.01.2022 Das Gymnasium Hofwil in Münchenbuchsee (BE): «Wir empfehlen allen Lehrpersonen, Schüler*innen wie auch Mitarbeitenden, sich gegen COVID19 zu impfen (inkl. Booster).» https://www.gymhofwil.ch/fileadmin/Merkblaetter/Corona/Covidregeln_Hofwil_220114.pdf

[9] 26.10.2021 https://www.fm1today.ch/ostschweiz/stgallen/bistum-st-gallen-wuenscht-sich-lockerung-der-zertifikatspflicht-144140400 (9.11.2023)

[10] 23.04.2020 https://www.tagblatt.ch/kultur/ein-drittel-der-schweiz-in-der-risikogruppe-differenzierung-ist-wichtig-ld.1214738 (9.11.2023)

[11] In der Sommersession sollten für 2023 insgesamt 14 Millionen Impfdosen der Hersteller Moderna und Pfizer/Biontech beschafft werden. Der Ständerat reduzierte das auf die Hälfte. Der Verpflichtungskredit betrug laut Aargauer Zeitung vom 16.6.2022 rund 780 Millionen Franken (Fr. 55/ Impfdose), die der Ständerat um 220 Millionen auf 560 Millionen (Fr. 80/Impfdose) kürzte. Laut Swissmedic kamen bis am 19.2.2023 auf 6’122’889 geimpfte Personen 16’981’243 Impfdosen.

[12] 9.03.2022 https://www.lifesitenews.com/news/pope-francis-abruptly-removes-faithful-bishop-who-opposed-covid-vaccine-mandates/

[13] https://vaticanconference2021.org (9.11.2023)

[14] 29.12.2020 https://www.vatican.va/roman_curia/pontifical_academies/acdlife/documents/rc_pont-acd_life_doc_20201229_covid19-vaccinopertuttti_en.html (9.11.2023)

[15] 13.04.2021 https://catholictt.org/2021/04/13/about-the-international-consortium-of-catholic-media-on-covid-19-vaccines/

[16] 28.02.2022 www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2022/january/documents/20220128-mediacattolici.html

[17] 18.06.2021 https://www.humandevelopment.va/en/vatican-covid-19/newsletter.html

[18] 18.08.2021 https://www.vatican.va/content/francesco/en/events/event.dir.html/content/vaticanevents/en/2021/8/18/videomessaggio-vaccinazione.html

[19] 06.03.2021 https://www.osservatoreromano.va/en/news/2021-03/ing-010/mission-possible.html (9.11.2023)

[20] Adolphe Jane, The United Nations, the Holy See, and the Global Reset. Journal of the Catholic Social Thought 26 (2022) 49-85, hier 55. https://czasopisma.uksw.edu.pl/index.php/csp/article/view/11162/10386 (10.11.2023)


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Bemerkungen :

  • user
    Robert Droux 17.11.2023 um 14:58
    Ich nehme am Sonntag regelmässig an der Eucharistiefeier teil. Das Tragen der Maske habe ich abgelehnt und ich ging auch ohne Maske zur Kommunion. Obschon ich (fast) der Einzige ohne Maske (und ohne Impfung oder Test) war, wurde ich nie irgendwie behelligt oder benachteiligt. Machen wir es das nächste Mal alle so.