Abtei Montecassino, Italien (Bild: Ludmila Pilecka)

Neuevangelisierung

Sicht­ba­res Zei­chen in der Welt

Klös­ter, reli­giöse Gemein­schaf­ten oder Ein­zel­be­ru­fun­gen wie Ere­mi­ten oder geweihte Jung­frauen gehö­ren zur Kir­che. Sie sind ein sicht­ba­res Zei­chen für die Nach­folge Jesu Christi und ver­wei­sen durch ihre Exis­tenz auf das kom­mende Reich Gottes.

«Ganz heilig werden.» Dieses Motto begleitet die Hörerinnen und Hörer von Radio Maria durch das Jahr 2023. Eine der Sendungen, die in diesem Zusammenhang ausgestrahlt wird, ist: «Das geweihte Leben». Anhand des Nachsynodalen Schreibens «Vita consecrata» von Papst Johannes Paul II. wird das geweihte Leben unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet.

Jesus fordert: «Seid also vollkommen, wie auch euer Vater im Himmel vollkommen ist» (Mt 5,48) Die Dogmatischen Konstitution «Lumen Gentium» des II. Vatikanischen Konzils führt diesen Gedanken aus: «Die Anhänger Christi sind von Gott nicht kraft ihrer Werke, sondern aufgrund seines gnädigen Ratschlusses berufen und in Jesus dem Herrn gerechtfertigt, in der Taufe des Glaubens wahrhaft Kinder Gottes und der göttlichen Natur teilhaftig und so wirklich heilig geworden. Sie müssen daher die Heiligung, die sie empfangen haben, mit Gottes Gnade im Leben bewahren und zur vollen Entfaltung bringen.» Durch die Taufe wurde der Heilige Geist, die Liebe Gottes, in uns eingegossen. Weil wir uns von Gott geliebt wissen, möchten wir ihm auf seine Liebe antworten. Eine Antwort ist das geweihte Leben.

Das Nachsynodale Apostolische Schreiben «Vita consecrata» beginnt mit den Worten:
«Das Geweihte Leben, tief verwurzelt im Beispiel und in der Lehre Christi, des Herrn, ist ein Geschenk Gottes des Vaters durch den Geist an seine Kirche.»

Das geweihte Leben hat seinen Ursprung in der Nachfolge Christi. Männer und Frauen waren und sind fasziniert von Jesus von Nazareth. Sie möchten wie Jesus das Reich Gottes verkünden, den Armen und Kranken helfen und sich wie er zum Gebet an einen stillen Ort zurückziehen.

Grundsätzlich ist jeder Mensch gerufen, an seinem Ort in der Nachfolge Christi zu leben, den Glauben zu verkünden, den Mitmenschen zu helfen und mit Gott im Gebet verbunden zu bleiben. Was nun die Männer und Frauen des geweihten Lebens unterscheidet ist, dass, sie sich Jesus Christus mit «ungeteiltem Herzen» hingeben möchten. Sie verlassen wie die Apostel alles, um bei Ihm zu sein.

In seiner Botschaft zum 50. Weltgebetstag um geistliche Berufungen schrieb der verstorbene Papst Benedikt XVI.: «Auch heute wiederholt Jesus: «Komm, folge mir!» (Mk 10,21). Um dieser Einladung zu folgen, ist es notwendig, nicht mehr selbst den eigenen Weg zu wählen. Nachfolge bedeutet, den eigenen Willen in den Willen Jesu einzusenken, ihm wirklich den Vorrang zu geben, ihm den ersten Platz einzuräumen gegenüber allem, was Teil unseres Lebens ist: gegenüber der Familie, der Arbeit, den persönlichen Interessen und gegenüber sich selbst. Es bedeutet, das eigene Leben ihm zu übergeben, in tiefer Vertrautheit mit ihm zu leben, durch ihn im Heiligen Geist in die Gemeinschaft mit dem Vater einzutreten und – folglich – in die mit den Brüdern und Schwestern.»

Wenn Mitglieder einer religiösen Gemeinschaft ehelos leben, kein eigenes Geld besitzen und ihr Leben an die Bedürfnisse der Gemeinschaft anpassen, sieht das im ersten Moment nach einem grossen Verzicht aus, doch der Grundgedanke ist ein anderer. Die sogenannten evangelischen Räte – Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam – wollen nicht einschränken, sondern es ermöglichen, auf diese Weise Christus in grösserer Freiheit nachzufolgen und ihn so besser nachzuahmen.

In immer neuen Formen
Am Anfang jeder Berufung steht der Ruf Gottes. Wir alle haben eine Berufung, auch wenn wir oft nur im Zusammenhang mit kirchlichen Berufen von «Berufung» sprechen. Gott hat uns Talente und Gaben gegeben, damit wir anderen mit diesen Gaben helfen und am Aufbau des Reiches Gottes mitwirken.

Es gibt so viele Berufungen, wie es Menschen gibt. Es verwundert deshalb nicht, dass das geweihte Leben ebenfalls viele Formen kennt. So gehören Jungfrauen, Witwen und Eremiten (Einsiedler), zu den frühesten Berufungen. Aus den Eremiten entwickelten sich Mönchsgemeinschaften und aus diesen Orden wie z. B. die Benediktiner oder Zisterzienserinnen.

Im Laufe der Jahre entstanden auch sogenannte Kongregationen wie z. B. die Baldegger- oder Menzinger-Schwestern, deren Mitglieder z. B. in Schulen oder Spitälern tätig sind. Dann gab es Menschen, die gemeinschaftlich ein geweihtes Leben führen wollten, aber nicht in einem Kloster, sondern mitten unten der Menschen. So entstanden die sogenannten Säkularinstitute wie z. B. die Schönstätter Marienschwestern oder die Servi della Sofferenza.

Immer wieder entstehen neue Formen des geistlichen Lebens, da wir Menschen uns immer weiterentwickeln. «Es wird in der Geschichte eine weitere Vielfalt an Formen geben können, aber das Wesen einer Entscheidung, die in der Radikalität der Selbsthingabe aus Liebe zum Herrn Jesus und in ihm zu jedem Angehörigen der Menschheitsfamilie ihren Ausdruck findet, wird sich nicht ändern» (Vita consecrata 3).

Eschatologisches Zeichen
Das geweihte Leben wird von vielen Menschen nicht verstanden. Wie kann man freiwillig ohne Partner, ohne Partnerin leben, auf eigenes Geld verzichten, die eigenen Wünsche den Bedürfnissen der Gemeinschaft unterordnen?

Doch gerade dieses Leben nach den evangelischen Räten macht die Männer und Frauen des geweihten Lebens zu einem sichtbaren Zeichen. «Mit dem Bekenntnis zu den evangelischen Räten erlangen die Wesenszüge Jesu — Jungfräulichkeit, Armut und Gehorsam — eine typische und beständige »Sichtbarkeit« mitten in der Welt, und der Blick der Gläubigen wird auf jenes Geheimnis des Gottesreiches gelenkt, das bereits in der Geschichte wirksam ist, seine Vollendung aber im Himmel erwartet» (Vita consecrata 1)

Der Verzicht, diese Hingabe für Gott und die Mitmenschen wird nur verständlich aus der Frohen Botschaft Jesu Christi, dass wir Töchter und Söhne Gottes sind und in Ewigkeit bei ihm sein werden.

Die Menschen des geweihten Lebens weisen durch ihr Leben auf Gott und auf sein kommendes Reich hin. Damit erinnern sie einerseits die Christinnen und Christen, dass unsere wirkliche Heimat nicht hier auf Erden, sondern bei Gott ist und wir unser Leben auf Gott hin ausrichten sollen.

Andererseits werden sie inmitten einer verwundeten und von Gewalt bedrohten Welt ein lebendiges Hoffnungszeichen: Sie zeigen, dass die Welt nicht das letzte Wort hat, sondern die Liebe und Gerechtigkeit Gottes.

 

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der Sendung «Das geweihte Leben» auf Radio Maria. Die Sendung in voller Länge kann unter diesem Link angehört werden.

 

Die Sendung «Das geweihte Leben» ist eine Ko-Produktion von Radio Maria und swiss-cath.ch. Sie wird monatlich auf Radio Maria ausgestrahlt. Zeitgleich wird jeweils auf swiss-cath.ch eine Zusammenfassung der Sendung publiziert.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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